Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1984

ÖfJ /Jlaqhoq in flöten Kriminalgroteske von Cbarly Flunker Errol Boller hatte schon immer eine Schwäche für das weibliche Geschlecht. Lange Jahre hatte er sich auch als Casanova betätigt. Seit er sich jedoch anschickte, ein stattlicher Doppeltwen zu werden, und seine Haare ab- und seine Pfunde zunahmen, während er fürchten mußte, daß junge Damen ihm in der Straßenb2.,hn einen Sitzplatz anbieten, war sein Selbstbewußtsein in einer gewissen Hinsicht stark ins Wanken gekommen. Einige Male befand er sich aus Verzweiflung sogar schon in allerhöchster Heiratsgefahr ... Da geschah etwas Wunderbares : Kaum saß er am Tisch eines neueröffneten eleganten Tanzlok2Js, als sämtliche anwesenden Damen nur noch Augen für ihn zu haben schienen! Errol wollte es zuerst fast nicht glauben, konnte aber alsbald mit Befriedigung feststellen, daß es doch noch Mädchen mit gutem Geschmack gibt. Es war nämlich tatsächlich so: Nur für Errol Boller hatten die Damen noch Interesse! Errol wurde warm ums Herz. Genüßlich schlürfte er ein teures Getränk, lässig in die Runde blickend . Da war kein weibliches Wesen a,u f der Tanzfläche, das sich seinem Zauber entziehen konnte. Alle kokettierten sie zu ihm hin. Manche heimlich verstohlen, andere geradezu herausfordernd keß. Sie lächelten, strahlten, formten spitze Mündchen,. blickten schelmisch und verträumt, je nach Temperament und Charakter. Manche trennten sich sogar einen Schritt von ihrem Tanzpartner, wie um Errol Boller zu zeigen, wie wenig sie zu dem jeweiligen Tänzer gehörten. Einige strichen dabei sinnlich über ihre Figur und bra.chten so zur Geltung, was in der innigen Um44 armung des Tanzes nicht so ohne weiteres zu erkennen war. Errol Boller spü rte seine Pfunde nicht mehr. Ihm wurde leicht, ganz leicht .. . Dann stell te er fest, daß auth die jungen Männer schon auf ihn aufmerksam geworden waren. Das freute ihn fast noch mehr, wenngleich er sich eingestehen mußte, daß das zu Komplikationen führen konnte. Irgendwann mußte es natürlich aufgefallen sein, daß die Damen ohne Unterlaß die interessiertesten Blicke in Errol Bollers Richtung gefeuert hatten. Welchem Kavalier ist das schon angenehm! Nun starrten auch sie her - über. Nicht lächelnd und kokett - nein, ernst, hart, manche sogar finster .. . Aber je markiger die Mienen der Jünglinge wurden, desto lieblicher erblühte d2.s Lächeln der Damen. Freier wurden ihre Bewegungen, künstlerischer ihre Tanzfiguren. Die Brünette, dachte er, ist doch die netteste; ihr werde ich die Freude machen, den ersten Tanz mit ihr zu absolvieren. Dann kommt die Schwarze dran und dann . die kühle . Blonde ! Hoffentlich spielt man hier auch Walzer und Tango . .. ? Errol Boller bestellte sich noch ein teures Getränk Einmal hatte er im Schwips sogar einen ganz leidlichen Twist getanzt. Außerdem war er entschlossen, das, was ihm an tänzerischem Können fehlte, durch eine besonders gepflegte Unterhc.ltung wettzumachen 1 Wieder war ein Tanz zu Ende. Die Herren brachten die Damen zurück auf ihre Plätze. Doch kaum jemand konnte es sich verkneifen, noch schnell einen Blick in Bollers Richtung zu senden. Hochmütig die Herren, gar lieblich die Damen . . .

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