Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1984

von neuem an: ,,Nicht alles wird mehr so sein wie damals, Marianne - aber das wichtigste doch! Es kommt auf dein Wort an!" Die Frau blickte ihn an. ,,Keine Stunde bringt das Wort, das du meinst, mehr zurück. Mir ist genug a.n Glück geschenkt worden - und ich und meine Kinder, wir gehören für immer zusammen ." Dominik las im Blick der Frau etwas Unwiderrufliches. Er mußte sich abwenden und starrte wortlos auf den leeren Tisch. Sie erhob sich und legte ihm leicht ihre Hand auf die Schulter. ,,Ich sage nur, was schon immer gewesen ist. Aber dein Einfall ist nur einen Tag alt, Dominik." Sie zwinkerte ihm zu, als wäre alles nur ein heimlicher Spaß, den sie einvernehmlich spielten. Ihr tröstlicher Blick berührte ihn so sehr, daß er seine Augen feucht werden fühlte. Er fuhr verstohlen darüber. „Du hast ja doch a.lles in deinen Augen - das Lachen und das Weinen!" Sie blinzelte ihm dabei heiter zu. ,,Auch die Weisheit kommt noch! " Glockendunkel schlug die Wanduhr an. Wenn Dominik jetzt zum Abschied auch kerzengerade vor der Frau stand, war er doch ein wenig kleiner als sie. Er fand ein Lächeln wieder. ,,Größer bin ich nicht mehr geworden - nur dümmer!" Sie erkannte seine hundert Lachfältchen wieder, die sie einst an Dominik so sehr angezogen hatten. Jetzt schmerzte a,uch sie ein Ziehen im Herz. Es fiel kein weiteres Wort mehr. Dominik ging zur Tür und wünschte eine gute Nacht. - - Dominik traf genau vor dem Adamhof mit Peter zusammen. Sie sprachen kein Wort, bis sie sich in der Stube gegenüberstanden. Dominik war auf dem Weg durch die Nacht viel durch den Kopf gegangen. Alle Geda.nken kreisten um die heimliche Brautschau - von der längst alle gewußt hatten. Au.eh Peter mußte davon wissen. Aber wenn auch er gemeint hatte, der alte Bauer suche für sich noch eine junge Fra,u und Bäuerin - dann war doch jetzt alles anders! Peter wollte dann nur weichen vor den Plänen des Bauern! ,,Willst du uns wirklich verlassen!" fragte Dominik gerade heraus . ,,Wenn auch Barbara geht, bin ich allein." Peter d1iickte an seiner Antwort. Er hatte doch Dominik immer wie einen Vater verehrt. ,,Bald wird eine junge Bäuerin auf dem Adamhof da.s Regiment führen!" murmelte er Dominik konnte wieder lachen . ,,Ich will dir alles erzählen, Peter. Aber bring zuerst einen Krug Most für uns aus dem Keller!" Sie saßen bis über Mitternacht beisammen. Allmählich wurden sie Wieder zueinander wie Vater uI).d Sohn. Als Peter alles erfahren hatte, fragte der alte Bauer: ,,Wenn du selber schon eine Braut hast, wie heißt sie dann? " „Marianne vom J oggl drüberm Berg", gestand jetzt Peter. Dominik fuhr überrascht empor. 11Die junge Marianne?" Peter wunderte sich. ,,Doch nicht die alte Bäuerin!" 11Dann ist alles gut!" seufzte Dominik tief und erlöst auf. 11Und wenn ihr mit der Hochzeit noch zum Mai zurechtkommt, kannst du auch am gleichen Tag den Adamhof übernehmen." Während Dominik langsam die Stufen zur Schlafkammer hinaufstieg, murmelte er, schwer vom Most: 11Was sagst du nun, a,lter Adam - dein Kind könnte sie sein, wenn du damals klüger gewesen wärst!" In sein Leben schimmerte ein n euer Glanz herein. Im Geist sah er schon frohes, junges Leben das Haus seines Alters erfüllen. Die Kinder schaukelten auf den Knien des Dominik und öffneten ihm ihre Herzen so, als hätte er einst in seiner Jugend sein Glück nicht versäumt. Er nickte von neuem „ Was sagst du nun, alter Adam - findet sich nicht alles wieder - das sich liebt . - . ?" 39

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