Liste ist schuld! Trag' mir's nicht nach, Jogglin!" Sie suchte und fand wieder ein begütigendes Wort. ,,Jetzt mußst du mir aber auch sa,gen, wer du bist! " schmunzelte sie. 11Hab' ich's nicht getan?" sagte er erschrocken: 11Der Adambauer vom Buchberg drüben." Die Frau blickte ihn schärfer an. Sie lachte heiter auf. 11Dann bist du ja der Dominik!" ,,Du kennst mich - länger schon?" fragte er betroffen. Sie tat mit der Hand eine leicht wegwerfende Bewegung. ,,Lange schon! Damals bist du ein Bursch von gut zwanzig Jahren gewesen. Erinnerst du dich nicht mehr an die Marianne von Kienberg?" Da schien es Dominik, als hätte der Blitz vor ihm eingeschlagen. „Marianne - meine Marianne bist du!" kam es ungewollt wie ein Zwang aus ihm. Er versuchte, seine Betroffenheit abzubiegen. ,,Vom ers ten Augenblick an ist mir an dir etwas so vertraut gewesen!" 11 Vertraut?" Um ihren Mund legte sich ein Schattenhauch. ,,Damals vor bald vierzig Jahren hab ' ich lang noch auf dich gewartet. Der junge Adambauer ist aber nicht mehr gekommen. Dann hab ich hieher geheiratet und mußte es nie bereuen, mein ganzes Leben lang." Dominik senkte den Kopf. ,,Ich bin ledig geblieben, Marianne." Es polterte im Vorhaus. Die Eintretenden blickten fragend a.uf den Gast. Die Frau lächelte schon wieder. „Meine Kinder Hans, Marianne und Monika. Sie blickte auf ihn. ,,Jetzt spüre ich wieder, wie alt ich schon bin: Das ist ein Gast aus weitfemer Jugend!" Er erhob sich. 11Ich hab' dich lang aufgehalten, Marianne !" Sie ging mit ihm bis zur Haustür. ,,Du bist ja auch la,ng ausgeblieben, Dominik!" Sie zwinkerte ihm ein wenig schalkhaft zu. 38 ,,So weit kann keiner mehr zurücklaufen und die Zeit einholen!" Der starke Most wirkte in der frischen Luft nach. Er spürte, wie er ein wenig schwankte. Die Brautschau - die Brautschau - führte sie ihn wieder zurück in die versunkene Landschaft seines eigenen Lebens? Da tappst du dahin auf heimlichen Pfaden und trittst dir unversehens aufs eigene Herz! Traurige Bitterkeit stieg herauf. Er kam erst spät in der Nacht nach Hause. An den folgenden Tagen verließ Dominik seinen Hof auf dem Buchberg nicht. Auf einmal erschien ihm sein ganzes Unternehmen unsinnig und lächerlich. Von acht, zehn Bauerntöchtern sollte er jetzt die beste für Peter auswählen. Was würde Peter sagen? Stimmte die Auserwählte auch zu1 Was ihn aber erst recht aus der Fassung brachte, das wa,r die tiefe Verwirrung seiner eigenen Gefühle. Was hatte er doch sein Leben lang für Vorstellungen von der Welt um ihn herumgetragen? Daß jeder von Montag bis Samstag fl eißig schaffte, den Tag des Herrn mit Kirchgang und Wirtshaus sitzen feierte und montags wieder zahm in das Arbeitsgeschirr schloff. Aber was es dann noch gab, Liebe und Leid, Wunsch und Begier - da.rauf kam Dominik erst jetzt wieder. Zuweilen betrachtete er Peter seinen jungen Knecht, wenn er' sich unbeobachtet fühlte. Er hatte ihn vor langer Zeit mit vierzehn Jahren von der Schulbank weg auf den Adamhof genommen, als Peters Vater bei der Waldarbeit verunglückt war. Jetzt lebte er fast wie ein Sohn im Hause. In den letzten Wochen schien er wortkarger und scheuer geworden zu sein. Er war oft an Abenden und Sonntagen fort . Und eines Tages sagte der N 2,chbar Gregi zu Dominik: ,,Beeile dich mit der Braut für Peter - es geht die Rede um, daß er sich einen Job bei den Holzarbeitern oder im Straßenbau sucht!"
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