Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1983

~ie d-usnalime Heinrich V., König von Frankreich, sagte einmal zu einem deutschen Fürsten, der Paris besuchte: ,,Es ist gut, daß Sie hierherkommen. Hier könn en Sie manches in Erfahrung bringen ; denn in Deutschland kann ein Franzose nichts lernen." ,,Und doch, Majestät! Bescheidenheit!" antwortete der Fürst. für sie war und blieb er der grandpere, wie am ersten Tag ihrer Begegnung. Ein heller Jauchzer weckt Koloman a,us seinen Träumen; das ist Celine, die auf ihren Brettern in eleganten Schwüngen den Hang herabkommt, im Slalom den aperen Stellen ausweichend und mit einem vollendeten Stemmbogen vor ihm Halt macht. „Grand-pere, ik (h)aben (H)unger.11 Er nickt lachend, ihre Feststellung ist ihm Befehl und so geht er ins Haus, legt Holz auf die alte Glut und stellt einen Hafen Ziegenmilch darauf. Celine lehnt die Skier an die Hauswand, löst die Riemen der schweren Schuhe und tänzelt a.uf dicken Socken in die Küche. Auf der Ofenbank nimmt sie Platz und läßt einen • Wortschwall über den Alten ergehen, den er zwar nicht versteht, doch er fühlt weshalb immer wieder das Wort superbe darin vorkommt. ,,Ja", sagt er dann 11unser Landl ist schön." Aber heute ist es wieder zum Abschied nehmen, noch nie war ihm so schwer ums Herz. Er geht zum Schrank, nimmt eine kleine Figur aus der Lade, einen Engel, den er selbst geschnitzt hat, den schenkt er ihr. „Celine," mahnt er, 11fahr nur bis zur Seilbahn, nicht bis ins Tal, es kommt Föhn auf," da.nn scheiden sie. Als Celine zur Bergstation kommt, sind die Kabinen ständig überfüllt, aber sie kann nicht so lange warten, denn sie will den Abendzug in ihre 46 Heimat noch erreichen, sie steht knapp vor Vollendung fürer Studien. Noch hat sie dem grand-pere nichts davon verraten, es soll eine -Oberraschung für fün sein. Ein Wind kommt auf, die Leute drängen zum Einstieg, doch sie ist noch immer nicht an der Reihe. Da legt sie die Skier an, stößt ab und fährt wie gejagt. Aber der Sturm ist schneller, schon ist er _ihr n ahe, da, auf einmal ein Donnern, ein Wirbel von Schnee, sie wirft die Stöcke in die Höh, bekommt eine Hand frei und preßt sie vor da.s Gesicht. Dieser Luftdruck, sie wird hoch.gerissen, der Körper schlägt auf, ein rasender Schmerz im Genick, aber für Schrei bricht ab, bevor er ausgeklungen ist. Dann nichts. mehr .. Koloman geht zu wiederholten Malen vor das Haus, schließt die Fensterläden, sichert die Stalltür. Dann sieht er auf die Uhr. Jetzt muß sie im Tal sein, auch die Wartezeit bei" der Station miteingerecb.net, muß sie unten sein. Er fühlt eine Beklemmung, wie er sie sonst nicht kennt, es ist der Föhn, er wird wetterfühlig. Er geht in die Küche, läßt sich schwer a,uf die Bank fallen, stützt den Kopf in be_ide Hände . . . bestimmt ist sie im Tal. Er weiß auf einmal nicht, ob es Morgen oder Abend ist, er muß sich einen Enzian einschenken, denkt er, aber er kann sich auf einmal nicht entsinnen , wo er ihn suchen soll, auch ist ihm nicht mehr danach. Mit Mühe löst er die Schuhe von seinen Füßen, legt die Joppe ab und tastet sich zu seinem Bett. Wie er hineinfällt, legt sich ein eiserner Panzer um seine Brust. 11Celine, hilf mir, mach das Fenster auf, Celine, . . . " Da öffnet sich die Tür und ein lichter Engel steht auf der Schwelle, es ist derselbe, den er Celine geschenkt ha.t, nur viel, viel größer und dann kommt er näher, es ist nicht der Engel, es ist Celine, ... o Celine ... jetzt ist: sie ganz nahe, ergreift seine Hand, beugt sich über ihn und flüstert: 11 Grand-pere1 komm . 11 und da, geht er mit.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2