Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1983

.Sagen aus Dem alten .Stepr OCXXXXX>00ClOOO O:::: : D0JCX :.O:XXX.COCXXXX:.O : ;;:p;:;: : XXX J C;;: Q oooooocDOOCXX'lO'X>OOO Der rote Filz Ein Zweckschmiedemeister im Holz bei Steyr führte nach seinem dichten brennroten Kopf- und Barthaar den Namen „der rote Filz". Er war ein fröhlicher Kauz, tüchtig im Handwerk, wohlhabend, beliebt bei den Nachbarn, aber der Leidenschaft des Wildems rettungslos verfallen. Immer wieder griff er zur Büchse, und die Hirsche im Hochwald und die Rehe im Niederwald hatten böse Zeiten. Bei den Lambergschen Jägern stand er schwer im Verdacht, doch keiner ·erwischte hin. ,,Du bist ein Wilddieb!" schleuderte ihm der Revierförster ins Gesicht, wenn ich dich im Walde treffe, schieße ich dich nieder!" Ein helles Auflachen war die Antwort des Wilderers. Fürst Lamberg sah einst hohe Gäste in seinem Schloß. Zu ihrem Ergötzen war eine Jagd a.uf dem Damberg angesagt. Ein zwanzigjähriger Hirsch, der auf dem Damberg wechselte, sollte zur Strecke gebracht werden. Der rote Filz dachte sich: „Den werde ich mir holen." In der Nacht vor der Jagd entlud sich ein heftiges Gewitter. Der rote Filz hatte sich auf den Damberg geschlichen. Im Rollen des Donners verhallte der Knall seiner Büchse. Der Hirsch war erlegt und wurde in ein sicheres Versteck gebracht. Beim Morgengrauen ent- 'deckte man den Verlust. Die Jäger wa.ren verzweifelt, der Oberförster tobte, der empörte Fürst forderte strenge Untersuchung. Im Hause des Zweckschmiedemeisters erschien eine gerichtliche Kommission. Ihr Suchen nach Spuren der Tat war vergebens, und trotzdem mußte der rote Filz ein halbes Jahr ins Gefängnis wandern. Er wurde verhört und peinlich befragt, doch leugnete er beharrlich. Die Haft hatte ihn nicht gebessert. Nach seiner Heimkehr sang er Vierzeiler auf seine Verfolger und sagte lachend zum Oberförster: ,,Müssen schon zwei sein zum Erwischen - der rote Filz und noch einer!" und ein paar Tage darauf schoß er dem Fürsten einen Ka,pitalhirsch fast vor der Nase weg. Doch plötzlich war es wie abgeschnit· ten. Er rührte keine Büchse an und, wenn ihn seine Freunde nach dem Grunde fragten, lächelte er still vor sich hin und schwieg. Aber einmal brachten sie ihn doch zum Reden. Er erzählte: ,,Es war Mitternacht, der Mond hatte sich hinter dunklen Wolken versteckt. Ich überquere mit meiner Büchse die Hirschzunge und will gerade in den Wald eintreten, da höre ich hinter mir eine näselnde Stimme „Was machst denn du da?" Ich drehe mich um, ein Jäger steht vor mir, wie aus dem Boden gewachsen. Es überläuft mich eiskalt. Das ist kein Jäger, der hat ja einen Gemsfuß ! Ich verberge meine Angst, blicke ihn fest an und sage: ,,Und was machst du da?" ,,Ich bin ein Jäger," näselt er. Das glaube ich nicht, ich kenne alle Jäger ringsum," war meine Antwort. Ein Wort gab das andere, wir kommen ins Streiten und endlich lege ich auf ihn an. Da, packt mich der Gemsfüßige mit einer Hand um den Leib, hebt" mich federleicht in die Höhe und rennt mit mir wie der Wind durch dick und dünn, streift mich durch Baum und Strauch. Fa.st schwinden mir die Sinne. Plötzlich schleudert er mich zu Boden, daß ich fürchte, kein Knochen ist mehr ganz. ,,Daß du mir nimmer kommst!" droht er. ,,Und du mir auch nicht, sonst bringe ich dir etwas mit!" schreie ich, mich mühsam aufrichtend. Er muß gemerkt haben, daß ich ein Kreuzlein meine, denn weg war er, wie vom Boden verschluckt. Mir 39

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