Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1983

In Steyr hat Edmund Köstler zuerst beim Männergesangverein 11Kränzchen11 , dann bei der 11Steyrer Liedertafel" mitgewirkt. In den denkwürdigen Aufführungen der Or.atorien „Die vier Jahreszeiten" von Joseph Haydn, ,,Die Glocke" von Max Bruch und „Paradies und Peri" von Robert Schumann hat er unter der Leitung von Franz Xaver Bayer die Baßsolopartien gesungen. Unter demselben Dirigenten wirkte er im Steyrer Kirchenchor bei den in die Musikgeschichte Oberösterreichs, ja, zum Teil in die allgemeine Musikgeschichte eingegangenen Aufführungen des „Requiems" von Johannes Brahms und des „Tedeums" von Anton Bruckner mit. Gleichsam in seinem Element war Edmund Köstler auf dem Theater. Er trat des öftern im Steyrer Stadttl1eater in der Berggasse auf, das nun wieder für Aufführungen zur Verfügung steht, und diese Gastspiele brachten ihm neue Angebote der Bühnen in Linz, Wels, Krumau, Leoben und noch anderer Theater in Österreich. Gleich.zeitig mit gewandtem Spiel begabt, ha,t er da als Falstaff in den ,)ustigen Weibern von Windsor", als Heiratsvermittler Kezal in der 11 Verkauften Braut", als Mephi - sto in Gounods „Faust" große Erfolge ersungen. Eine seiner Lieblingsrollen war der Hans Stadinger im 11 Waffenschmied11. Er hat die Baßpartien nahezu aller namhaften und von den Opernbühnen seiner Zeit stets aufgeführten Opern beherrscht, so unter anderen a,uch in „La Traviata" , in Webers klassischer Oper 11Der Freischütz", weiters in Operetten, beispie!sweise in der damals überall gespielten Operette 11Die Puppe" des Franzosen Audran. Von einem schweren. Leiden heimgesucht, an dessen Folgen er auch gestorben ist, hat Edmund Köstler in . Inserate bringen Erfolg ! 216 den letzten Jahren seines Lebens nur noch in Konzerten und im Kirchenchor als Baßsolist mitgewirkt. In seinem Äußern den Künstler betonend, wie es dem Ideal urn die Jahrhundertwende entsprach (so durfte der breitrandige schwarze Hut nicht fehlen, allerdings trug ein anderer Opernsänger aus Steyr, Rudolf Ma,rkut, einen solchen hellen), war er noch dazu von großer Figur, was für einen Opernsänger von keineswegs gering zu achtender Bedeutung ist. Daß er nicht den Weg an eine große , Bühne gefunden und damit jenen Aufstieg erlebt hat, der ihm seiner schönen Stimme wegen gebührt hätte, liegt wohl neben anderen Gründen in dem Umstand, daß Steyr zu Lebzeiten des Mu'sikdirektors Franz Xaver Bayer ein hochstehendes Musikleben gehabt hat. Edmund Köstler war auf diese Weise in der Lage, sich neben bekannten Sängern, die jeweils in Konzerten. als Gäste mitwirkten zu erproben. Er fand a,lso hier viel~ Möglichkeiten, der Kunst zu dienen. Für uns mag es heute genug sein, daß er in seiner Zeit viele Musikliebhaber gerade in jenen Orten begeisterte, die seltener zu einem solchen Kunstgenuß kommen konnten als etwa die Musikfreunde von Großstädten. Vielleicht ist die höchste Auszeichnung, die ihm zuteil wurde, der anläßlich seines Todes erschienene Nach.ruf in der 11Steyrer Zeitung", darin es heißt: 11Er hat vielen durch seinen schönen Gesang gar viele genußvolle Stunden bereitet und nun, da sein Mund verstummt ist, wird ihm wohl auch ein freundliches ehrendes Gedenken gesichert bleiben." Vor ihm geschah dies dem ers ten Sänger der Schubert'schen Lieder, Johann Micha.el Vogl, Hofopernsänger in Wien, ein Steyrer, nach ihm aber Rudolf Feichtmayr, auch er ein Sohn der alten Eisenstadt Oberösterreich, gestorben am 21. Febniar 1975 zu Detmold, begraben in Düsseldorf, dem kein Geringerer als Richard Mayr eine große Sängerlaufbahn vorausgesagt hat, die sich dann auch wirklich bei ihm erfüllt hat.

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