Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1983

WALENTINE WEIGL R.aukui/mutg-en Kahles Land, das jäh skurille Antlitz eines Zaubers trägt ; frostbestemt und unbewegt rauhreifstarrer Stille. - - - Silbergam-verhangne Stunde, die um Halm und Zäune flicht weißer Flammen gleißend Licht ins Gezweig der Runde. Erdenodem, voll Verschwenden! Schweigen das aus Filigran steigt zum Morgenhimmel a'n.; liegt in Gotteshänden. Dieses Wort ernüchterte ihn jäh. Sie gewann wieder Fassung und fuhr fort: 11Das Schuljahr ist bald vorbei. Wohin wirst du in den Ferien gehen?11 Daran hatte er noch nicht gedacht. Aber diesmal wich er ihrer Fra.ge nicht aus . ,,Ich werde eine andere Stelle suchen, irgendwo in. der Welt!" sagte er hart. · „Ja!" Es klang wie ein Ruf der Freude. Meinrad biß die Zähne auf~inander. Freute sie sicn - wenn er fortging? . . Er ging bedrückt - in Christines Gesicht lebte rätselvoll die Freude . . . Als das Jahr über Sonnwend hinausstieg, wuchs Meinrad Klinger ein ,festeiv Pi,an zu . Er wollte a.n ein.e neue Schule gehen, draußen in den Märkten. Nun sal1 er allmählich sein Jahr mit Christine in einem anderen Licht. Sie hatte ihn sanft weggeführt von seiner Vereinsamung - die Be· währung stand nun bei ihm! Viellei'cht, daß einmal nach Jahren - - - . Am letzten Schultag nahm Meinrad Klinger von seinen Kindern Abschied. 214 Einen Augenblick. lang war es , toten➔ still, sie konnten das Unerwartete nicht gla,uben. Doch dann begannen sie zu schluchzen und zu weinen. Um, die Szene abzukürzen, versprach er1 sie bald wieder zu besuchen. Von den Nachbarn hatte er schoh am frühen Morgen Abschied genommen. Er war auch zum Eberschlagerhof gegangen. Christine käme erst am Nachmittag heim, hieß es. Der Bote verlud vor dem Schulhaus den Koffer. 11Sie hätten bleiben sollen - niemand vertrieb Sie!11 sagte er ehrlich betrübt. Niemand? Vielleicht nur mein Stolz, der endlich erwacht ist! dachte Meinra.d. Aber er schwieg und nahm den leisen Vorwurf auf sich. Die Häuser des Dorfes blieben zurück. Jenseits der wetten Kehre, bevor der Wald die Straße einschloß, kam ihnen Christine entgegen. Sie' trat an den , Straßenranp, um de~· Wagen vorbei zu lassen. Da griff Meinrad dem Fuhrmann in die Zügel und hielt das Pferd an. 11Komm mit, Christine! " ,,Wohin?" fragte sie erstaunt. „Nicht weit - bis ,zum ,Markt, wo ich im September neu anfangen werde. Du mußt die Wohnung sehen. Bis zum Herbst kann sie eingerichtet sein - für uns beide!" ,,Ja, .ich komme!" entgegnete Christine einfach und setzte sich auf den Kutschwagen zwischen Meinrad und dem Boten. ,,Jetzt hast du Boden gefunden, Meinra:d!" Der Fuhrmann zog am Zügel, das Gefährt rollte schneller dahin. Auf der Höhe vor dem Wald ließ Meinrad den Wagen halten. Während er Christines Hand hielt, umfaßte er mit einem letzten Blick das Dorf und das sanfte, wellige Land. Die Wolken, die noch vor Tagen im Westen aufgebrochen waren, zogen in einer heiteren Regellosigkeit über dem weiten, milchweißen Firmament dahin. Das Land darunter atmete in einer frohen Erwartung . . .

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