Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1982

Bauch -, und das Blut gefror mir in den Adern. Lautlos kroch ich rückwärts - ein leises, urwaldfremdes Geräusch und die Schlange konnte zubeißen! Ein Schauer überlief mich, als ich mir vorstellte, wie die Schlange an Alfs Hals vorbei in den Schlafsack geschlüpft war. „Cigarillo?" Die Stimme des Indios traf uns wie ein elektrischer Schlag. Die Schlange bewegte sich! Vargas und ich hätten am liebsten den Indio mit unseren Blicken erdolcht. Alf hatte die Augen geschlossen. Das Reptil machte es sich wieder bequem. Alf hob die Lider. Ich deutete mit dem Daumen über die Schulter und zog mich mit den anderen zurück . Schuldbewußt bat der Indio mit allerlei Gebärden um Verzeihung. Dann leuchtete sein Gesicht auf. Er tat so, als rauchte er eine Zigarette. 52 HEIMAT San f te Berge, bunte Wiesen . Äcker, herbe1 Erdgeruch. Schmale W ege, Krnt.z und Bildstock; Zeugen aus vergangner Zeit. Bäume, klobig, alt 1111d mächtig. Hiiuser, breit ins Land gebaut. Bäd1lein, klar und springlebendig, raunend strebt es in das Tal. Glucks t vorbei an Buchen, Eichen und an alten Bauernmühlen. Schnür dein Bündel , komm und wandre sdwuend, durclI dies Paradies! Rudolf Alberer Anschließend legte er die gehöhlten Hände zusa=en und pustete stoßweise hinein. Auf dem Waldboden zeichnete er die ·Umrisse eines Schlafsacks, an dessen Fußende er Bewegungen wie mit dem Messer machte. Wir begriffen, was er meinte - wir sollten in Alfs Schlafsack am Fußende ein Loch schneiden und Rauch hineinblasen! Nun, vielleicht hatte das Erfolg. Vargas nickte, ich auch. Der Indio riß halbfeuchtes Gras aus und häufte es neben unserem Frühstücksfeuer auf. Vargas entleerte mit 01 imprägnierte Vorratsbeutel und dann schlichen wir beide zu Alf zurück. Ich sah mir die Falten am Fußende des Schlafsackes genau an. Wo sollte ich hineinschneiden, damit der Rauch schnell eindringen konnte? Ich schnitt. Das scharfe Dolchmesser durchtrennte das Segeltuch. Der rauchgefüllte Beutel in meinen Händen war warm. Als ich die Öffnung in das Loch im Schlafsack hielt, entwich nur wenig Rauch an den Schnittkanten. Bald umkräuselten graue Wölkchen Alfs Gesicht, und seine Augen begannen zu tränen. Plötzlich bewegte sich die Schlange, wand sich, rollte sich zusammen. Aber nachdem der Rauch abgezogen war, ließ sich die Schlange wieder häuslich nieder. Ich machte Alf Zeichen und wollte wissen, ob wir es weiter mit Rauch versuchen sollten. Sofort antworteten seine nach links und rechts rollenden Augäpfel mit Neir„ Ich hätte so gerne Alfs Gesicht abgewischt. Wir waren in diesem Urwaldofen alle in Schweiß gebadet. Selbst die Papageien und Affen waren in der zunehmenden Hitze des Vormittags still geworden. Die Sonne stand jetzt fast im Zenit. Oft mußte er die Augen schließen, weil ihm der salzige Schweiß hineinlief. Er wurde immer matter, man konnte es an seinem Gesicht sehen. Ich warf einen dankbaren Blick auf die durchhängende Regenplane über dem Schlafsack - sie gab ihm wenigstens Schatten. Trotzdem mußte es

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