DR JOSEF OFNER: ~trinJritlirl)r f unilr im ~tryrrr l!Jrimatbaus Das Terrassenland, auf dem sich unsere Stadt entwickelte, wurde in der Eiszeit aufgeschüttet.1) Mammutzähne aus dem Schotter der Christkindl- und Ennsleite lassen das Vorhandensein einer eiszeitlichen Tierwelt in unserer Heimat vermuten.2 ) Während Funde aus der Älteren Steinzeit, die noch in das Diluvium hineinreicht, in unserem Gebiete vollständig fehlen, beherbergt das Museum der Stadt Steyr zahlreiche Geräte aus der vier- bis siebentausenc! Jahre zurückliegenden Jüngeren Steinzeit. Es sind vornehmlich Flachbeile, Loch- und Hammeräxte, Pfeilspitzen, Messer und Kratzer, pfriemenähnliche zugespitzte Knochenund Hornstücke, geöhrte Wildtierzähne und viele Topfscherben, von denen manche spärliche Verzierungen zeigen. Aber auch Geräte zur Hersteliung von Steinwerkzeugen wie Klopfsteine und Reibplatten sowie halbfertige Stücke sind hier zu ehen. Von diesen ältesten Zeugen menschlicher Tätigkeit in lmserer engeren Heimat sollen jedoch nur eine Hammeraxt, zwei Lochbeile und Klingenteile von Flachäxten im Raume der Stadt gefunden worden sein.3 ) Die übrigen Stücke stammen zumeist aus der Umgebung der Stadt (Kronstor.f, Wolfern, Gründberg, Garsten, St. Ulrich u . a.)4 ), wo noch heute ab und zu solche Streufunde gehoben werden. Ihr Aussehen läßt mit größter Wahrscheinlichkeit den Schluß zu, daß sie in der steinzeitlichen Werkstätte an der Langensteinermauer im Laussatal bei Losenstein angefertigt wurden. Diese Höhensiedlung entdeckte im Jahre 19u der verdiente Heimatforscher Jakob Kautsch. Durch Grabungen wurden hier bis zum Jahre 1917 über 7000 Funde zu Tage gefördert. 5 ) Auf der leicht zu verteidigenden Anhöhe, die zum Teil von der Langensteinerwand umsäumt wird, herrschte einst reges Leben und Treiben. Gewährte sie doch den nacheiszeitlichen Ureinwohnern genügend Schutz und Versteck für die Anlage einer Siedlung und eines Werkplatzes, der sich nördlich des langgestreckten Felsens ausbreitete. In langer, mühevoller Arbeit formten hier die illyrischen Siedler jene sauberen Loch- und Flachbeile, die wir noch heute bewundern. Die nahe Enns lieferte in großer Auswahl den gebräuchlichsten Werkstoff, nämlich den zumeist licht- bis dunkelgrünen, im Flußgeröll gescheuerten Serpentin. Das harte Material wurde mit Quarzsand, Steinsägen und Klopfsteinen bea1beitet.6 ) Zur Steinbohrung diente eine einfache Vorrichtung, wie sie noch heute bei Naturvölkern verwendet wird. Unter quirlartigen Drehungen eines Bohrers, vermutlich war es ein hohler Tierknochen oder ein Holunclerrohr, wurde mit feuchtem Quarzsand das Werkstück durchlocht. 7) Die fertigen Geräte gelangten im Tauschhandel zu den Bewohnern der Höhensiedlung an der Rebensteinermauer, am Sonnbichl und am niederösterreichischen Plattenberg. Es ist anzunehmen, daß in damaliger Zeit ein Verkehrsweg längs des Ramingbaches über Kürnberg ins Ybbstal führte.8) Die Handelsbeziehungen erstreckten sich aber mit größter Wahrscheinlichkeit über dieses Gebiet hinaus bis in das Steyrtal, bis zur Ennsmündung und zu den Seen des Salzkammergu45
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