Dr. Robert Stumpfl charakterisiert das dichterische Wirken der beiden Schuldramatiker mit folgenden Worten: ,,Mit seltener Klarheit spiegelt sich hier die dramatische Kunst der deutschen Renaissance- und Reformationszeit in ihren beiden Hauptlinien : der mittelalterlich-volkstümlichen und der humanistisch-gelehrten, verkörpert in den so gegensätzlichen Naturen eines Brunners und eines Mauritius . Beide verdien en nicht nur in de r österreichischen Literaturgeschichte ihren Platz". 14) In der Zeit der ersten katholischen Restauration von 1600 bis 1608 war die Steyrer Lateinschule geschlossen. Der Garstner Abt Johann Wilhelm Heller, der 1603 eine katholische Lateinschule gründete, berief an diese Bildungsstätte den hochgebildeten Wolfgang Lindner, der -seit 1590 in Waidhofen an der Ybbs als Schulmeis ter wirkte. Schon im Fasching 1·604 kam unter seiner Leitung 11Die Opferung Isaks" in der Ffarrkirche zur Aufführung. Drei Jahre später erhielt er vom Rate die Bewilligung zur Inszenierung des Spieles vom „Barmherzigen Samaritan" im Rathaus, wofür ihm acht ·Taler verehrt wurden. Auch andere geistliche Stücke, zum Teil mit Musikeinlagen, wie 11Das neugeborene Jesuskind", 11Das Leiden Christi", 11Josef von Arimathea und Nikodemus" führte er auf, nicht nur in der Stadt, sondern auch im Kloster Garsten. Nach seiner Entlassung aus dem Schu ldi enst im Jahre 1622 kam Lindner in das städtische Bürgerspital, wo er den Armen katholischen Religionsunterricht erteilte. Im Auftrage des Abtes Anton II. v-erfaßte er in lateinischer Sprache die von 1590 bis 1632 reichenden 11Annalen", die uns u . a. au ch Aufschluß geben über einige dramatische Aufführungen der evangelischen Schuln1eister. So kam 1603 eine 11Udo-Tragödie" und -1604 ein Weihnachtsspiel zur Darstellung, das jedoch infolge det „m1geheuren Kälte" sehr schwach b'csucht war. Im Jahre r6rr lesen wir von einem polemisch-satirisd1en Dra38 ma und 1618 von der Aufführung einer deutschen und lateinischen Komödie.15 ) Aber auch die Ratsprotokolle enthalten kurze Notizen üb er das Schultheater. Im Jahre 1604 berichten sie von einem durch die Stadt sich bewegenden Aufzug der Komödianten zu dem in der Schule stattfindenden Spiele,16 ) und von 1613 bis 1622 geben sie Nachricht über Komödien, die der als Rektor im Jahre 1608 an die wiedereröffnete Lateinschule berufene Regensburger E g y d i u s W e i x e 1 - b e :c g er im Rathaus und in der Schule zur Aufführung brachte. Nicht immer dürften sich bei diesen Veranstaltungen die Spieler so verhalten haben wie der Rat es wfü1.schte, denn 1613 ve rlangt er vom Rektor, ,,hinfüro bey denen Comoedianten die verspürte Vnbeschaidenh aiten abzustellen" .1;) Nacl1 der Durchführung der Gegenreformation pflegten die Dominikaner dramatiscl1e Spiele . Wie Zetl berichtet, gaben sie 1628 ein Stücl, von einem König und seinen drei Söhnen 11 sambt einem Todtentanz". Schon Vigil Raber hatte 15 10 dieses be1ühmte spätmittelalterliche Drama unter der Überschrift „Rex mortis" in seine Fastnacl1tspiele aufgenommen.18 ) In den folgenden Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts befaßten sich die Jesuiten, die 1632 ein Gymnasium eröffnet hatten, mit Theatervorstellungen, von denen die Aufführung der ,,Ansberta" zu Ehren des Steyrer Bürgermeisters Max Luckner im Jahre r669 erwähnt sei.19 ) An1nerkungen: 1) Nagl, Zeidh;r, Castle, DeutschOsterreichiscbe Litera turgescbicbte, 1. Band, S. 530 ff . 2) H. Widmann, Fremdenführer für Steyr und Umgebung, 1884, S. 88 f. - Nagl, Zeidler, , Castle a. a. 0 ., S. ,531 f. - H. Widmann, Zm <:;:eschicb te und Li teranir des Meistergesanges in Oberösterreich. 15. Jahresbericht der k. k. Staats-OberRealscbu le in Steyr, 1885, S. 11.
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