16q. veranstaltete er sieben Singschulen. Sein letztes Gedicht trägt als Datum den 20. Jänner 1616.4 ) In der einschlägigen Literatur wird als Versammlungsort für die Singschulen neben der Spital- und Bruderhauskirche auch die Schulkirche angesehen. . Diese Vermutung mag für manche Singschulen zutreffen, doch wird in den Ratsprotokollen aus den Jahren 1599 und 16015 ) ausdrücklich die Abhaltung der Singschulen im Rathaus erwähnt. Es werden sich bei diesen feierlichen Veranstaltungen, die gewöhnlich um Ostern und Weihnachten d-drchgeführt wurden, auch manchmal Unzukömmlichkeiten zugetragen haben, da der Rat von jenen Meistersingern, die um die Bewilligung einer Singschule ansuchten, fast jedesmal „gebührende Bescheidenheit" und die Enthaltung „ärgerlicher Gsang" verlangte und zur Überwachung dieser Anordnung eigene Deputierte bestimmte. Daß sich der Ruhm der Steyrer Meistersinger weit über die Grenzen der engeren Heimat verbreitete, bezeugt ein Straßburger Meisterlied aus dem Jahre 1597: „Noch sind vor der zeit in der welt weit herrlich Did1ter gewesen, findt man ihr nam bereit. noch leben heut zu Leipzig und zu dresden, zu Eszling, Nördling, Wien, Breslau, zu Danzig, Basel, S t e i er, zu Colmar, Frankfurt, Hagenau , im römischen reich zu Speier, Weiszenburg gleich Pforzheim ist reich an Dichter, wie wir lesen. "6 ) Mit der im Oktober 1624 einsetzenden Gegenreformation verstummte der Meistergesang in Steyr. In diesem Jahre hielt Hans Rhattmair zur Weihnachtszeit die ' letzte Singschule.7) ln seinen Luther auf 36 * Tischreden verweist die Nützlid1keit der Schuldramen im Hinblid< auf die Beherrsdmng der lateinischen Sprache, auf die rednerische Ausbildung und auf die Verbesserung des Schulmeister-Einkommens.8) Als um die Mitte des 16. Jahrhunderts in Steyr eine evangelische Lateinschule entstand, wurde unsere Stadt zur bedeutendsten Pflegestätte des Schuldramas im damaligen Österreich. Das 1522 abgebrannte Dominikanerkloster wurde mit Erlaubnis Kaiser Ferdinands I. im Jahre 1559 wieder aufgebaut. Das Klostergebäude diente nun zur Unterbringung der Lateinsdmle, die Kird1e (11Schulkird1e11 ) zur Abhaltung des protestantisd1en Gottesdienstes. Wie im Rathaus fanden aber auch in diesen Gebäuden häufig Schüleraufführungen statt. Als Nachfolger des ersten evangelischen Rektors Andreas Küttner kam im Jahre 1 55 8 T h o m a s B r u n - n er, der sich den griechischen Namen Pegaeus beigelegt hatte, an die hiesige Lateinschule. Preuenhuber bezeichnet ihn als „Discipulus Melanchthonis". Er wurde in Landshut in Bayern geboren und studierte vermutlich in Wittenberg, wo er die Bekanntschaft der Steyrer Bürgersöhne Georg und Wolff Urkauff machte. Wie aus noch erhaltenen Briefen an den Rat zu ersehen ist, hatte Brunner während seiner bis zum Jahre 1571 währenden Tätigkeit als Rektor stets finanzielle Schwierigkeiten zu bekämpfen. Jährlich, in der Fastnad1tzeit1 gelangten sein e biblischen Dramen zur Darstellung. Von diesen ist nur mehr überliefert „Die schöne biblisd1e historia von dem heiligen Patriard1en Jacob und seinen zwölff söhnen" aus dem Jahre 1566. Für Bürgerhochzeiten sd1rieb er: ,,Die schöne geistliche geschieht oder historia von dem frommen und gottsfürd1tigen Tobia" (1568) und „Die schöne und kurtzweilige historia von der Heirat Isaacs vnd seiner lieben Rebecca" (1569). 9 ) Vorübergehend hatte von r s 7 r bis zu Beginn des näd1sten Jahres Daniel Moller aus Sachsen die Rektorstelle inne. Im Jahre 1572 wurde Georg
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