Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1982

Isidor Engl schildert weiter über seine erlern te bergmännische Ausbildun g: ,,Der ehemalige Amtsvorstand Stefan Lochmann, welcher nur mehr ein Monat lebte, übergab mich zur Dienstleistung am Salzberg unter der Leitung des k. k. Bergmeisters Johann Georg Ramsauer, wo ich vorers t mit Zeichnungsarbeiten (Grubenkarten) verwendet wurde. Nebstbei erhielt ich bergmännischen Unterricht. In meiner Freizeit beschäftigte ich mich mit Zeichnungen von keltischen antiken Gegenständen für Herrn Bergmeister Ramsauer." Weiters schreibt Isidor Engl: ,,Die erste Reise al s Manipulationszögling unternahm ich zufolge Auftrag der k. k. Salinenverwaltung Gmunden zur Dienstleistung auf ca. 2 Monate bei dem k. k. Bauingenieur Partoschek nach Hallein. Ich reiste den 24. September 1854 mit dem Postomnibus von Ischl nach Salzburg und von dort mit Stellwagen nach Hallein. Bei meiner Ankunft stellte ich mich beim k. k. Amtsvorstand Korigowsky vor, welcher mich an den damaligen Bauingenieur Partoschek anwies, bei welchem ich mit meinem Dienstl<ollegen, der von Gmunden aus gleichfalls n ach Hallein beorder t wurde, Baupläne und Kostenvoranschlag-Berechnungen zu m achen, hatte für das zum Erbauen beantragte neue Sudwerk auf der gegenüber der Stadt Hallein befindlichen Insel am Salzachflusse. In der Zeit von 10 Wochen meines Aufenthaltes in Hallein, wo ich täglich ein en Gulden erhielt, konnte ich mir leicht mehr.ere Gul - den ersparen, weil die Lebensmittel dazumal sehr billig waren. Im Jahre 1855 erlaubte mir mein erspartes Geld, von Hallstatt aus, eine Reise ,nach Wartberg im Mühlviertel zu unternehmen, u1n meinen liebgewordenen Firmpaten, den .hochwürdigen Herrn Pfarrer Mayrleitner, nochmals zu sehen. Bis Ischl zu Fuß, mit Stellwagen nach Ebensee und mittels Dampfschiff nach Gmunden, - dann per Pferdeeisenbahn über Linz nach GallneukiFchen. Von dort ging ich bis Wartberg, welches auf einer Anhöhe 236 unweit Pregarten liegt, zu Fuß. Dort von meinem geistlichen Herrn Firmpaten freundlichs t empfangen, fand ich auf einige Tage sehr gute Aufnahme und Pflege als auch ein kleines Reisegeld. Meine Rückkehr unternahm ich zu Fuß nach Mauthausen, fuhr über die Donau und ging zu Fuß nach Enns und Stadt Steyr. Von dort nach Kremsmünster, wo ich übernachtete. Früh morgens, n·achdem ich hörte, daß an diesem Tage eine Hinrichtung zweier Husaren als Raubmörder in Wels vollzogen wird, ging ich mit einer Gesellschaft über einen abgekürzten Seitenweg durch hügeligen Wald und Fluren der Stadt Wels zu . Bevor wir die Stadt erreichten, begegneten uns schon einzelne Truppen Militär, welche auf Suche ausgingen. Unser. erster Gang war zum Richtplatz. Als wir aber hinkamen , sah en wir den Delinquenten schon am Galgen hängen und mit Militär besetzt . Der grausige Anblick des soeben am Galgen gehängten Delinquenten trieb mich sofort in die Stadt zurück, ' wo alles alarmiert war und in größter Aufregung stand, weil der zwei te Delinquent vor seiner Hinrichtung entflohen und niemand wußte, wo er hingeflücht et sei . Sowohl außerhalb der Stadt als n och mehr in derselben wurden Patrouillen ausgesandt. Auf einmal entdeckten einige Mann der Gendarmerie, daß sich der Delinquent auf die Dächer einer langen Häuserreihe der Stadt geflüchtet h atte. Sofort schlossen eine große Abteilung Militär einen Cordon am Eingang des betreffenden Hauses, mehrere bewaffnete Gendarmen umzingelten den am Dachboden versteckten Mörder, fesselten ihn und fi.i hrten denselben hinab auf den Platz, von wo er eingeschlossen von Militär zur n ächsten Frohfeste geliefert , denselben T ag noch h ingerichtet wurde. Diese schrecklichen Vorkommnisse regten mich so auf, daß ich, ohne was zu essen, sofor t Wels verlassen , mit der Pferdeei~enbahn nach Gmunden und zurück fahr und meine Heimreise naeh Ha.llstatt antrat .

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2