Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1981

JAHRESREGENT IST DER MARS Schon lange war das Interesse der Astronomen und der Menschen im allgemeinen auf ihn gerichtet. Er ist der nächste Planet jenseits der Erdbahn und kommt unter allen Planeten der Erde am nächsten. Er erscheint uns bei der Beobachtu.µg in ausgesprochen rötlichem Licht. Die rotbraunen Flächen, die etwa drei' Viertel seiner Oberfläche bedecken, sind wahrscheinlich. Wüsten. Tiefliegende gelbe Wolken k'önnten wohl durch. Wind in die Atmosphäre geblasener Wüstensand sein. Die großen Wüstenfläch.en werden durch dunkle Flecken und weiße Polkappen unterbrochen. Die Polkappen vergrößern und verkleinern sich. im Laufe des 687 Tage dauernden Marsjahres. Sie sind dünne Schichten von Reif, der zu Beginn/ des Frühlings am betreffenden Pol schnell verdunstet [nicht so sehr schmilzt). Auch. die dunklen Flecken, „Meere" genannt, ändern im Verlauf der Jahreszeiten Farbe und Gestalt. Die Farbe wech.s·elt von Grau zu Violett zu Blau und· Grün. Dre Veränderung beginnt an den Rändern der Polkappen im FrühHng und schreitet im Sommer gegen den Äuquator vor. Sie verschwindet wieder mit Herrannahen des Winters. VieHeich.t hängt diese Ersch.eim,mg mit der jahreszeitlichen Verlagerung des Wasserdampfes von Pol zu Pol zusammen. Eine andere Erklärung besagt, daß die Verfärbung mit dem jahreszeitlid1en Wach.sen der Vegetation zusammenhängt; ausgeschlossen ist aber auch. nicht, daß diese Änderung die Folge anorganisch.er Prozesse sind. Neuere Radarforsch.ung vermutet, daß die dunklen Flächen höher gelegene Gebiete seien. Jahreszeitlich.e Windänderungen, die verschieden großen Sand_ und Staubteilch.en transportieren, ~.önnten dann eine Erklärung für die Anderung der Gestalt dieser Flächen sein. Die Erforschung der Oberfläche des Planeten war, da er nich,t von dichten Wolken umgeben ist, möglich.. Alle 15 oder 17 Jahre steht er der Sonne gegenüber, er befindet sich. dann i-n einer für die Beobachtung günstigen Stelle (Opposition]. Diese Oppositionen erfol- . gen immer im August und September. Die letzte günstige Opposition war 1971, die nächste wird 1986 stattfinden. Die Abweichung seines Umlaufes um die Sonne von einer Kreisbahn, die sogenannte Exzentrizität, half Kepler bei der Festlegung seines Gesetzes über die elliptischen Bahnen der Planeten. Der Durchmesser des Jahresregenten beträgt etwa die Hälfte des Erddurch.- messers, also rund etwas über 6000 km. Daraus läßt sich seine Oberfläche zu etwa 28 Prozent der Erdoberfläche berechnen. Der innere Aufbau dürfte dem der Erde nahekommen. Da seine Dichte aber um 25 Prozent geringer ist als die der Erde, sind schwerere Elemente seltener. In etwa 24 1h Stunden dreht sich der Mars um seine Achse. Dadurch. kann von der Erde aus in aufeinanderfolgenden Nächten zur selben Stunde fast dieselbe Seite des Planeten beobachtet werden. Seine Helligkeit schwankt zwL sehen der -3. und + 2. Größenklasse, so daß er - Venus ausgenommen - zeitweise alle Planeten an Helligkeit übertrifft. Auf Grund seiner Entfernung von der Sonne ist die Oberflächentemperatur des Mars um etwa 50 bis 60 Grad niedriger ais die Temperatur auf unserer Erde. Die jüngste Zeit ließ deutlich. werden, daß mit visuellen und von der Erde aus gemachten fotografischen Beobachtungen des Mars in den letzten 50 Jahren keine Fortschritte mehr zu erreichen waren. Erst durch. die Anwendung el-ektronisch.er Hilfsmittel (Radaruntl Fernsehübertragungen aus dem Weltraum) sowie direkter Landungen von Viking A und B, konnte dieser tote Punkt überwunden werden. Nach. den Mariner-Flügen [vor allem „6" und ,. 7") und den dabei gemachten Fotos, wurden 1970 und in den darauffolgenden Jahren von der NASA neue Gesamtkarten der Marsoberfläch.e hergestellt. Einen weiteren Fortschritt brachten die 1972 von Madner 9 gemachten Aufnahmen. Es wurde eine erste vorläufige sch.attenplastisch.e Reliefkarte hergestellt. Weitere Erkenntnisse lieferten dann die schon erwähnten VikingLandungen. Mit Hilfe d!ileser neuesten Erforschungen war es auch. mögHch, die beiden Marsmonde Deimos und Phobos näher kennenzulernen. (De,r letzte Absatz baut sich. auf Artikeln über die Marsforsch.ung in „Sternen und Weltraum" Nr. 9/75 und 3/78 auf.) 5

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