um Stern mit wehmüitger Lust sammelte, gewahrte sie plötzlich eine leichte Blutspur, die weg von der Wand und von der Unglücksstätte in die Halde hinein - dem Gebüsche zu führte. Sie machte den Gendarm darauf aufmerksam. Dieser, schon unmutig, daß für die Entfaltung seines Amtseifers hier gar keine Gelegenheit sein sollte, nahm die Verfolgung der Fährte mit Feuereifer auf. Nach kurzer Zeit hörte man ihn vom Gebüsch her einen lauten, fast jubelnden Ruf au ss toßen. Einige der Männer eilten zu ihm. 111s ist kein Unglück! " rief er ihnen entgegen. 11 Ein Verbrechen ist's ! Ein Raubmord wahrscheinlich! Da ist Geld verstreut - ein paar ausgerissene Joppenknöpf' liegen h erum - Gras ist zerstampft!" Man überzeugte sich, bestürzt, von der Richtigkeit dieser Worte. "Wer sollte denn meinen Sohn da oben überfallen haben?" fragte der Meierhofer kopfschüttelnd und bestürzt . "Wir hab'n keinen Feind." Der Gendarm zuckte die Schultern. "Das wird di e Untersuchung zeigen!" meinte er, und forschte emsig w eiter. 7. Kapitel Den Kopf noch auf dem Betsch emel und die Hände ineinander geschlungen , war Leni eingeschlafen. Eine dumpfe, traumlose Erschöpfung hielt ihre Sinne bis in den h ellen Tag hinein gebannt. Plötzlich schrak sie auf. Ein fernher kommendes Geräusch von der Berghalde niedersteigender Schritte klang an ihr Ohr. Im ganzen Hause war es totenstill ; man war be_ reits zur Feldarbeit ausgezogen. Ein Schaudern durchzuckte das bleich e Mädchen, als es den Dokh vor sich in dem Bilde stecken sah . Ihre Hand hob sich, sank aber im selben Augenblick wieder, und ein trotziger Zug legte sich um ihre Mundwinkel. Das Geräusch außen näherte sich und eine unbestimmte Ahnung drängte sie, ihm nachzuforschen. Sie schritt 58 die knarrende Treppe hinunter und öffnete die Haustür. Der blendende Herbstmorgen drang ihr mit seiner frischen,· leuchtenden Schönheit entgegen, daß sie unwillkürlicl1 die müden Augenlider senkte. Da gewahrte sie vor sich auf der Schwelle ein paar Rosenknösplein. Sie beugte sich nieder, um sie aufzunehmen, u. erkannte dabei mit Entsetzen die Blutstropfen, die sie umgaben. Jäh scluecl<te sie empor, sah au f und erstarrte. Mehrere Männer trugen vorsichtig etwas Schweres, Verhülltes, die Halde herab . Lenis Augen öffneten sicl1 weit, ihr Atem rang sich keuchend aus der Brust - so lauschte sie einen Moment dem Entsetzlicl1en, was da kam, en tgegen . Es war ihr, als müßte sie ins Haus zurückfliehen, als müßte sie sich tief zu unters t im Keller vergraben. Aber ein e unwiderstehliche Gewalt, eine Herzensangst, die ihr den Atem zu ersticl<en drohte, trieb sie vorwärts. Sie mußte sehen, was es war, das die schweigenden Männer trugen. Einer Traumwandlerin gleich, di e weitgeöffneten Augen im totenbleichen Gesichte, von flatternden Haaren urnflattert, die der Morgenwind zauste, so schritt sie dem kleinen Zug entgegen, der in der Nähe des Hauses anhielt, weil die Träger ruhen mußten . "Was hast denn, DirndJI " fragte einer derselben. "Kommst ja daher wie a Geist!" Aber sie drängte ihn zur Seite, h ob mit hastender Hand das Tuch von dem wunden Haupt und erkannte den scl1einbar Getöteten. Mit einem furchtb aren Scluei brach sie an der Bal1re zusammen. "Arn11s Dirndl! " murmelte der Meierhofer. 11 Wie gern sie ihn gehabt hat!" Da erhob sie den Kopf wieder, ihre Blicke kreis ten wie irr umher.
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