Eine große, schwere Träne, die kein er als er sah, rollte dem Pfarrer auf die Hand, die er dem Bauern gereicht hatte. Beredter als tausend Worte erzählte sie ihm das unnenbare Leid, das den starken Mann durchschüttete. Da kam Vroni von der Quelle zurück und preßte den kühlenden Verband auf die Wunde. Kaum n och hat_ te das feuchte Tuch Martls Kopf berührt, da öffneten sich seine Augen und ein kurzer, verständnisloser Blick traf die Versammelten. ,,Martl! " iauchzte d<1 der I\1eierhofer, aus seiner Erstarrung ·zu n euem Hoffen erwachend. Er kniete n eben dem Sohn nieder, faßte 'und preßte dessen schlaffe Hän - de un d wiederh olte: ,,Martl, Martl! " Aber das Auge des Ruhenden öffn ete sich nicht wieder. „Dem Himmel sei Dank !" sagte der Pfa rrherr. ,,Er lebt! Nun laß t uns nichts versäumen , was zu seiner Pflege n ötig ist." Inzwischen h atte sich der Bader zu dem Verletzten gebeugt und träufelte ihm einige Tropfen Wein zwischen die Lippen . Der Meierh ofer war aufgestanden und entwickelte ein e fi eberhafte Tätigkeit. „Nimrn's beste Pferd" , sagte er zu dem Oberknecht, ,,reit' n ach Murnau - hol ' den Doktor! Aber erschreck ' · de Bäurin nit zu arg - sag' ihr - sag' ihr: Er lebt! Er . .. " Der Kummer brach ihm die Stimme. 0 Gott, er wußte ja, welchen Todesschrecken sie h aben würde. Dann eilte er zu den Holzknechten. Eine Tragbahre sollten sie nisc~ fertigen und mit Moos füll en, weich mit Moos, daß er keinen Schmerz hätte beim Hinuntertragen . Dazwischen kam ihm Vroni in den Weg, di e wieder zur Quelle geeilt war. ,,Vroni", murmelte er mit unsiche_ rer Stimme und legte seine zitternde Hand auf ihren Arm. ,, I vergiß dir 's n et - i vergiß dir 's g'wiß n et I Es soll mir a Wink vom Himmel sein, · daß ~ ,........_..,,. ~,.--.._..,-..,. ,,,,,.....__.,. ~ ______, ~ -----.,~ --------.,, ~ Dr. VERONIKA HANDLGRUBER : (]) r-ehe Je.t<- Boten fallenden Laube ·, Heimgehn ist trös tli ch, aber der Abschied ... Spur, die im Schnee sid1 verliert. Kein Vogellau t . Eisblumen gli tzern wie A stern„ Ton einer Glocke. Kinderglück, wie einst . Und der Mu tter tröstli che Han d spüren ... Spiegel, makellos rein . Doch darin schaudernd erkannt eines Fremden Antlitz . Boot alme Fährmann . Wasser . ., Nacht . .. A m anderen Ufer dein fernes Gesicht. Blick eines Fremden: Wiedererkan ntes Bild ein es Fre un des , der im Kri ege geblieben . ,,,.--.._..,,,- ,,,..-..._..,-. ,,--.....,.....,,,.-...,....,, ,,,,-..__..--..... ~ -----., ......_,.___,,, ......._..__,,__,..__,,,, ......__,,,..__ ..........,.-._ er wieder zum Leben kommen is, wie du ihn ang' rührt hast! " Sie sah mit ihren klaren Augen iireundlich zu dem Meierhofer auf . ,,Wenn nur der Martl wieder gesund wird!" sagte sie schlicht . Er nickte. Ja sonst hatte die Welt keinen Wunsch in di eser Minute. Der Bader, lauschend über die Brust des Verletzten gebeugt, konstatierte das Geräusch leiser Herzschläge, schwachen , zögernden Atemholens .· Martls wachsbleiche Wangen zeigten einen sanften Anflug von Röte und als man den Schwerverwundeten auf di e Bahre h ob, entrang sich ein tiefer Seufze r seiner Brust. Das verstreute Edelweiß rings um die Unglüclcsstelle deu tete nur zu sicher an , bei welcher Gelegenhcü t Martl den Unfall erlitten -h atte. Aber während nun Vroni di e Blumen ·Stern 57
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