.funden und hab'n mich ang'rufen von weitem, daß ich ins Dorf lauf'." 11Lauf zu!" sagte der Bauer. 11Lauf zu, was dich d' Füße tragen - kriegst a neues G'wand von mir - und daß ja der Herr Pfarrer bald kommt!" Der Bub sah ihn erstaunt an - dann rannte er pfeilgeschwind davon. Der Meierhofer sah seinem Oberknecht fest ins Gesicht. „Mir is 's", als müßt 's der 1\11:::~tl eia, den s' g'funden hab 'n!" „Wird doch net sein, Bauer! " rief der Oberknecht erschrocken. ,,Komm!" befahl sein Herr. Dann schritten sie rasch - mehr im Laufe - den Höhen zu. Der Höhbauernhof lag einsam: es schien alles draußen bei der Feldarbeit zu sein. Die beiden Männer . eilten den steiler werdenden Weg empor über die Berghalde der Steinwand zu. Der Oberknecht brach voran durch Gebüsch - der Bauer hi'elt einen Moment an. Der Gedanke, daß es sein Sohn - sein Einziger sein könnte, daß er tot wäre, überwältigte ihn. „Lieber die Vroui zum Weib - nur dös net! murmelte er. Dann folgte er dem Knecht und trat mit wankenden Knien aus dem Strauchwerk. Dort, dicht am Fuße des Gewändes kauerten drei Holzknechte beieinander - über einen dunklen Gegenstand gebeugt. Nun, da sie Schritte vernahmen, sahen sie sich um. Als sie den Meierhofer erkannten, erhoben sie sich alle drei unwillkürlich. Das war sein Platz allein - da durfte ihm keiner im Wege stehen. So lag der Abgestürzte plötzlich frei vor seinen Augen. 11Martl! Martli" rief der Oberknecht, dem die hellen Tränen aus den Augen stürzten, und kniete sich zu dem verunglückten Freunde. Der Bauer aber stand wie ein Steinbild . Kein Nerv zuckte an seinem ganzen Leibe; seine Augen waren auf das wachsbleiche, stumme Antlitz des Sohnes geheftet. 11 Is er tot?" fragte er dann h eiser. 56 Der Oberknecht. lauschte an der Brust des Erstürzten. „I hör' nix !" flüsterte er. ,,Es rührt sich nix!" Der Bauer griff um sich, als suche er einen Halt. Dann brachen ihm die Knie ein und lautlos sank er vor seinem Sohn hin, den Kopf an dessen Schultern bettend. Von den drei braven Holzknechten traute sich keiner zu rühren. Sie nahmen still die i-iüte ab und beteten leise. Ihnen war der jähe Tod hier oben kein Fremder. Schon manch einen hatten sie so gefunden - ein fallender Stamm, ein schmetternder Stein, eine niedergehende Frühlingslawine hatte auch aus ihren eigenen Reihen schon jählings manch blühendes Leben gerissen. Geraume Zeit verging - da vernahm man ansteigende Schritte. Der greise Pfarrer war's, der Bürgermeister, der Ortsgendarm, der Bader und etliche, die Neugierde und Teilnahme mitgeführt hatte. Ihnen allen voran eilte ein Mädchen. Ihre goldenen Haare hatten sich im Laufe gelöst und umwallten sie wie ein Strahlenkranz. Ihre zarten Wangen waren gerötet, ihr Atem flog, ihr Auge suchte und fand. Sie preßte die Hände an die Brust. 11Sei Mutterl hat recht!" stammelte sie, und es war ihr, als wollte sie sich neben dem Vater über den Körper des verunglückten Geliebten werfen. Aber sie fachte sich rasch in ihrem unendlichen Leid. Auf ein Knie niedergesunken, strich sie leise mit sanfter, liebkosender Hand über die bleiche Stirn Martls und prüfte mit vorsichtigem Finger die Stelle, wo zwischen den Haaren das Blut hervorsikkerte, dann schlang sie das Tuch vom Halse - es war dasselbe, das er ihr gestern geschenkt hatte - und eilte zu der nahen Quelle. Der Meierhofer h atte sich wie aus einem Traum erhoben, als die Hand des Pfarrherrn milde seine Schulter be1ührte. 11Habt Mut! " sagte der greise Priester. ,,Der Herr wird 's richten!"
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