Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1981

Kopf - von dem ihr Herz nicht recht lassen wollte, wie schlecht er sie behandelte! „0, du einfältiges Dirndl", schalt er und lief auf der mondbeschienenen Landstraß,e dem Dorfe zu, ,,hängst dich an den Burschen, der dich verachtet, und den andern, der dir z' Lieb 's Herz tät aus seinem eigenen Leib reißen, der dir d' Sterndeln vom Hi=el 'runterholt, wenn du nur einen Schnaufer tust - den jagst weg von dei'm Fensterl! Saperti! Einen argen Zorn hab' ich- 's Herz brennt mir und d' Leber! D'Leber schier ärger noch wie's Herz. Die Wut hat mir die ganze Gurgel ausbrennt! Ich weiß schon, was ich tu - ins Wirtshaus geh' ich und trink' und trü1k' und trink' _,, Mitten in seinem Gepolter wurde er durch eine Gestalt gestört, die sich hinter einem Busch erhob und gespenstig in der weißen Mondlichtflut vor ihm stand. Es war der Freithof-Klaus. - so genannt, weil er den ganzen Tag über im Friedhof saß und die Besucher de·sselben anbettelte. Er war ein Dorfarmer, seit man dachte - eine Schreckgestalt für die Kleinen und ein Wesen, von dem die Großen nicht recht wußten, was sie daraus machen sollten. So viel stand fest, daß er allerlei Geheimes veirstand und Dinge wußte, von denen sogar der Schulmeister keine Ahnung hatte. Manche und auch mancher, die ein schweres Anliegen - eine Herzensangelegenheit, eine Krankheit oder ein Unglück im Viehstand - hatten, waren schon heimlich zum Freithof-Klaus geschlichen, der für ein gutes Wort und einen klingenden Händedruck immer ein kräftiges Sympathiemittel hatte. „Oho", rief er jetzt mit seiner hohlen Stimme und lachte leise, während er seinen Haselnußstock über Veitls Weg spreizte, ,,wohin denn so geschwind? Was springst mir in meinen Zauberkreis?" ,,Zauberkreis?" stammelte der Bursche furchtsam und .sah sich scheu um. Er hatte ein besonders gruseliges Gemüt und von jeher einen heiligen Respekt vor dem listigen Alten, was der recht wohl wußte. ,,Ich hab kein' Zauberkreis g'sehn !" setzte er entschuldigend bei. „Das glaub' ich schon!" kicherte der Alte. ,,Den Zauberkreis sieht nur deti, der zweimal neun Fuchsaugen im Kopfe hat wie ich! Mein Zauberkreis geht rund um dich 'rum - da kommen die heimlichen Hexen und die bekannten und müssen mir alle Mittel sagen, die fürs dämpfige Roß helfen und fürs kranke Rind, für'n gachen Zorn vom Heimbuchnel und für der Zillerkath.l ihr liebkrankes Herz - 11 „Für d' Liebeskrankheit hast auch Mittel?" fragte der Bursche, gierig aufhorchend. „Dös wollt i meinen!" rief der Alte. ,,Eine ganze Krapen voll! Brauchst eppert eins? Hat's dir die stolze Höhbauern-Leni antan?" ,,Woher weißt denn du dös? " stammelte Veit ganz betroffen Klaus lachte. ,,I weiß alles! Mein Drudenfuß weissagt mir, was heut g'schieht und was über vierzehn Tag!" „No", sagte Veitl halblaut und trat näher, ,,da hast einen Taler - so sag mir halt ein kräftiges Mittel, wie ich der Leni ihr ,Herzl g'winn, daß ' s nimmer los kann von mir - muß aber schon ein sehr kräftiges Mittel sein; denn - weißt - 's Dirndl ist trutzig und scharf wie ein junges Roß, das noch keinen Zaum g'spürt hat!" 11Weiß schon! Weiß schon!" murmelte der Alte und nickte. 11Nutzt ihr aber nix ! Meine Geister haben Strick wie die Glocken im Kirchturm droben - binden sie ihr trutziges Herzl an dein's, daß 's nimmer los kann - für fufzig Jahr garantier' ich dir!" Dem abergläubischen Burschen leuchteten die Augen. ,,So sag's", rief er, ,,wenn's hilft, kriegst am Hochzeitstag hundert Markeln. in nagelneuen Talern von mir auf d' Hand 47

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