Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1981

„Is schon g'scheh'n!" flüsterte er ihr vergnügt zu. 11Gar nix g'merkt hat er, weißt - grad hat er seinen Schatz, der Vroni, einen verliebten Blick zug'worfen - bums, geschnakelt hat's, und drin sitzt er im Kasten! Ein Teufelszeug - diese Monumentphotographiererei ! In einer halben Stunde· kriegst du dös Bildl - prost, Leni - d' Schlauheit soll leben!" 11Woher weißt denn du dös alles so?" fragte sie, während in ihrem Herzen ein wilder Jubel tobte. „0, i bin hell!" lachte er stolz. ,,Da schau her/' - Er nestelte eine kleine Kapsel an seiner Uhrkette auf. 11Was?" rief Leni erstaunt. 11Dös bin ja i!" 11Ja freilich bist es! " lachte er. 11Heut in der Früh', wie du da so stolz beim'. Photographen vorbeigestiegen bist, hab' i an Taler springen lassen - da war dein Bild mein! Schau, Leni, in meiner Medaillje bist drin - in mei'm Herzen aa - iatzt brauchest nur noch ganz auf'n Rainhof z' kommen - nachher wär's Glück fertig!" Daß sie nichts antwortete, sondern nur für sich hinsann, nahm er für ein günstiges Zeichen und leerte sein Glas auf einen Zug. Plötzlich schrale sie auf. 11Das Bildl - hol' das Bildl iatzt!" flüsterte sie. ,) spring' schon!" antwortete er, warf ihr noch eine Kußhand zu und lief davon. 2 . Kapitel Der Höhbauernhof lag über dem Dorf am Anstieg des Berges. Das schönste Stüberl im ersten Stock mit dem Ausblick ins Tal hinunter gehörte der stolzen Tochter vom Hause - der Leni. Aber heute war's ihr nicht um die Schönheiten der Natur - die herrliche, mondbeschienene Landschaft traf kein Blick - sie horchte und lauschte nur ins Haus hinunter, bis dort das letzte Leben erstorben war. Dann schlich sie leise aus der Kammer nach dem Heuboden hinüber. Dort lag allerhand -Werkzeug. Mit 44· einem Hammer und einem Nagel kehrte sie zurück. In ihrem Stübchen brannte ein geweihtes Wachslicht die Mutter hatte es von der letzten Wallfahrt nach Birkenstein mitgebracht. Bei seinem flackernden Schimmer kramte sie in ihrer Schrankschublade. Zu unterst hervor holte sie etwas. Sein Bild. Sie betrachtete es lange mit verzehrenden Blicken. 11Martl! ,Martl!" schluchzte sie dann in wildem Schmerz, preßte die Lippen auf das Bild und barg es an ihrer heißen Stirn. Nach einer Weile richtete sie sich auf. 11Wem gilt der Blick?" fragte sie, unter Tränen das Bild betrachtend. ,)hr! Wem gilt all sein Denken, sein Handeln, sein Leben? Ihr? Sie als sein \Veib zu sehen, ihr Glück mit anzuschauen - i halt's net aus! Mein, oder für keine - tod!" Sie raffte sich auf, ergriff das Werkzeug und heftete mit leichtem Hammerschlage das Bild an die Wand. Da vernahm sie ein Geräusch - unten um das Haus her. Leise Rufe wurden vernehmbar. Eine Blutwoge schoß ihr ins Herz. Wenn er es wäre, wenn seine Liebe in Reue zu ihr zurückkehrte? In wahnsinniger Sehnsucht eilte sie an das Fensterchen. 11Leni!" .rief es unten. ,,Leni!" Es war Veitl. 11Was willst denn du?" stieß sie zornig und enttäuscht hervor. ,,I hab' dich nur noch einmal sehen wollen heut, Leni!" flüsterte der unten. 11Weil du heut gar so lieb warst mit mir, läßt mich die Unruh' net schlafen. - Leni, geh, sag mir, könntest mich doch vielleicht gern haben -" 11Sei still!" rief sie heftig. 11Wec:k' die Leut' net auf und bring' mich net ins Gered'! Dann schloß sie das Fenster und warf sich auf den Betschemel Enttäuscht schlich der Bursche davon. 110, was für ein anderer, was fü:r ein stolztmtziger, prächtiger Mensch war der Martl. Der bettelte

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