Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1981

KLEIDERHAUS bringt für Damen, Herren und Kinder Bekleidung sowie Wäsche aller Art STEYR, HaratJmüllerstraße 16 1 Telefon 22268 Veitl war ganz entzückt von der lustigen, zutraulichen Art ihrer Rede. Und wie ihre Augen dabei funkelten, wie ihre Wangen glühten! Ein schmuckes Dirndl! Wenn er sie doch vielleicht nod1 heimführen könnte. Es ward ihm heiß und unruhig unter dem schneeweißen Hemd. „Weißt, Leni", lachte er, während er neben ihr herging, 11zum Nußknak. ken hätt'st du dir net eigens a Messer kaufen brauchen - hätt'st nur mich einstellen sollen als Nußknakker -". Er wies ihr zwei Reihen prächtiger, fester Zähne. Daß der in sie verschossen war, wußte sie längst. Aber halt, heute kam 's ihr gelegen - vielleicht machte seine blinde Liebe Unmögliches möglich. Sie streifte sein Gesicht mit einem koketten Blick aus ihren Feueraugen, de;r ihm fast die Besinnung nahm. „Geh' Leni", flüsterte er, ,,tu mir an G'fallen - trink' a Schöpperl Wein mit mir da drüben beim Wirt - könnt'st mir kei größere Ehr' antun!" Sie überlegte. ,,Wohl!" sagte sie dann. ,,Aber unter einer Bedingung!" Der Bursche tat einen Freudensprung und schlug mit den Händen auf die gebräunten Knie. ,,Soll i den Staffelsee austrinken?" jauchzte er, ,,oder willst den Gockel vom Kirchturm droben ans Mieder stecken? Verlang' nur bloß - hast es schon auch!" ,,Na", lachte Leni, ,,so viel begehr' i net - aber a g'spassiger Wunsch is 's, den i hab'! Weißt, a Bildl vom Martl möcht' i!" ,,Vom Martl - a Bildl?" wiederholte der Bursche langsam und mißtrauisch. ,,Ja, weißt", sagte Leni, ,,zu a Kur!" „Zu a Kur?" fragte er. ,,Dös muß a ganz sonderbare Kur sein!" „A ganz a sonderbare !" bestätigte sie und ihre Augen glühten. ,,Verstehst, Veitl", sagte sie vertraulich, „a Heirzkur soll's sein! Wenn mei Herzl je wieder in seiner Dummheit an den Martl sollt' denken woll'n und ich tät' ihm das trutzige Bildl vorhalten - nachher wär's gleich kuriert - den Burschen sehen und hassen, dös is eins!" Die wilde Leidenschaft in ihren letzten Worten überzeugte ihren Begleiter. „Dös kann i machen! Jetzt gleich kann i 's machen!" rief er eifrig. ,,Siehst'n dort steh'n - den Martl - bei der Vroni?" Sie nickte. Ob sie ihn sah? Als ob sein Bild je nicht vor ihrer Seele gestanden hätte in den letzten Tagen und Stunden? „Grad gegenüber ",- fuhr der Veitl fort, ,,is a Photograph - der hat so an Monumentapprat - im Augenblick, eh' der Martl drandenkt, sitzt er schon auf'm Bild drob'n an! Geh' nur derweil zum Wirt 'nüber und laß a paar Schöpperln Wein bringen gleich werd' i 's haben!" Nach wenigen Minuten trat er in die Wirtsstube, wo Leni in einer Ecke seiner wartete. 43

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