Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1981

Großbauerntochter sitzen lassen, wird es der armen Häuslersdirn auch net anders geh'n!" Leni verfolgte inzwischen, hinter einer Bude versteckt, jede Bewegung der beiden jungen Leute. Jedesmal, wenn der Bursche mit einem innigen Blick zu dem Mädchen niedersah, gab es ihr einen Stich durchs Herz. Sie hätte hinzuspringen und die gehaßte Nebenbuhlerin von seiner Seite reißen mögen. 0, wenn er sie nur nicht verstoßen hätte. Wie gern hätte sie jetzt alles Kokettieren, alles hoffärtige Spiel mit Männerherzen aufgegeben - wie gern hätte sie demütig nur ihm, lmd ihm allein jeden Gedanken geweiht. Durch seine Absage war ihre Neigung für ihn zur wilden, habgierigen Leidenschaft geworden. Entweder sollte sie ihn besitzen - oder keinen. Während Eifersucht und Haß sie immer tiefer erregten, vernahm sie unter den Beobachtern des glücklichen Paares da drüben ein eifriges Gespräch, das ein paar alte, geschwätzige Weiblein in ihrem Rücken führten. ,,Ja, ja", meinte die eine, 11g'schwincl is 'gangen mit der Babett' - hing'schwunden is wie a Röserl, dös der Reif derwischt hat -" 11Sag' nur, Traudl", fragte die andere, 11was hat ihr denn eigenlich g'fehlt? - sie war doch so a frisch's g'sund's Diandl!" 11Kein Doktor, kein Bader und kein Pfarrer hat's g'wußt", entgegnete die erste. 11Aber weißt", fuhr sie fort, ,;es is nachträgli schon bekannt word'n" . Ihre Stimme verlor sich in heimliches Geflüster. ,,Was? Totbet't! ?" murmelte die andere erstaunt. ,,Ja, ja - ja!" nickte Traudl. 11Hast denn davon nie was gehört? Wan_n eins a recht a unchristliche, haßerfüllte Seel ' hat, hraucht's nur a.Bildl von dem, den 's totbeten will, an d' Wand hängen und ihm a Messer ins Herz stecken und recht beten dazu - " ,,Nachher muß dös andere sterben?" frug die Zuhörerin entsetzt. 42 „Sterben muß 's - da hilft kein Professor mehr - da hat der Teufel sei höllische Macht im Spiel. Und weißt, so hat's die Kathl der Babett' g'macht - wegen der Eifersucht - verstehst-" Die beiden Alten verloren sich in eifrigem Geplauder unter der Menge. Leni hatte mit stockenden Herzschlägen - mit atemloser Spannung den letzten Sätzen des Gespräches ge_ lauscht. Totbeten! Ja, das war das Rechte. Ein wilder, wahnsinniger Entschluß überkam sie. Wenn er nicht ihr eigen sein sollte, dann durfte :der stolze Bursche, der nach seiner Absage - dafür kannte sie ihn - nie mehr zu ihr zurückkehren würde, auch der andern nicht zu eigen werden. Totbeten wollte sie ihn. Es kam wie die Ruhe eines befriedigenden Vorsatzes über sie - mit kalter Ueberlegenheit streifte ihr Blick das Bild unten an der Seitenbude, wo Martl dem Mädchen das eben erstandene Blumentuch mit einem Scherzwort über die Schultern wand. Scherz' nur zu - 's wird nicht lange mehr dauern - ein Bild, ein Messer, ein Gebet - dann wird alles geschehen sein. Leni trat zu einem Messerhändler. Dort wählte sie einen kleinen, zierlichen Dolch. Wie sie die Scheide abnahm und die Klinge in der Sonne blitzen ließ, legte sich eine Hand leicht auf ihre Schulter. Es war der Veitl vom Rain - ein allzeit fideler, gutmütiger Bursche, der längst ein Auge auf die schöne Leni geworfen hatte. ,,Kaufst dir a Stilett", sagte er, „zum Umbringen, weil dir da Martl d' Lieb aufg'sagt hat?" 110 na!" lachte sie übermütig. 11Könnt' mir einfallen wegen dem - der is mir längst aus'm Sinn! Aber weißt, Haselnuß haben wir so viel oben an der Hecken hinterm Höhbauemhof - die iß i so gern - da hab' i mir a Messer kai.ift zum Aufmachen!"

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