Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1980

schloß, war der Schiffweg nur bis zur Wandauerbrücke fertiggestellt. 9 ) Erst im Jahre r583 schienen alle Hemm– nisse für den Eisentransport auf Schif– fen von Hieflau bis Steyr beseitigt, aber die Instandhaltung der ungefähr 80 km langen Flußstraße blieb immer kostspielig. Wie es sich bald heraus– stellte, hatte Gasteiger den Roßweg zu tief angelegti statt ihn durch die Fel– sen zu bauen, senkte er neben den Wänden Schlachten in die Enns, die dem Hochwasser besonders ausgesetzt waren. Es wurde deshalb schon r854 dort, wo es notwendig war, der Trep– pelweg höher angelegt und in der Strnb und in der Kripp durch die Ge– mäuer gebroch en. 10) Die Schiffe, die man für den Waren– transport auf der Enns benützte, nannte man „Zillen" oder „Waldeln". Ihre Herstellung besorgten die „Schiff– hacker" oder „Schoppenmeister". Vor– n e, am „Kranzel" (,,Gransl") liefen die Schiffwände in eine Schneitle zu– sammen und waren hier niedriger ge– baut als am rückwärtigen Ende, an der „Stuhr" oder dem „Stoir", damit die Zillen beim Bergfahren; nicht Wasser schöpften. Sie hatten eine Länge von r4½ Klafter, eine Breite von 9½ Schuh und einen Tiefgang von 28 bis 29 Zoll, zwei kurze Ruderbäume am vorderen und zwei am rückwärtigen Ende dienten zur Steuerung. Zur Bemannung eines Waldels ge– hörte der Zillenmeister, auch Naufüh– rer oder Kranzelmeister genant, der Steurer, einige ordinäre Schiffleute, zwei Schiffreiter und ein Aufleger, der mit einer Stange das Zugseil über die felsigen Hindernisse hinwegleiten mußte.11) Die Schiffleute werden als durstige, harte und fromme Men– schen geschildert, die den hl. Nilrnlaus als Schutzpatron verehrten . Ihren Jahr– tag feierten sie im Gasthaus zum ,,Goldenen Schiff" am Grünmarkt. 12 ) Die Bespannung einer Zille bestand in der Mitte des r9. Jahrhunderts aus vier Pferden, deren Zahl in früheren Zeiten jedoch größer war. · Flußaufwärts beförderten die Schiffe Getreide aus den „Frncht- oder Troa.cJ.: kasten" der Innerberger HauptgewerkZwischenbrücken' Die Fluten wollen nicht verweilen und drängen und eilen vorbei an den Ufern, den Häuserzeilen. - Stumm in das Dröhnen lauschen die Brücken, spannen der Bogen stählernen Halt, schwingen im Anprall der hämmernden Güsse, trotzend dem Toben der Urgewalt. - Feierlich ragen die Türme der Kirchen, wie eine Schwurhand zum Himmel gereckt: Frieden verkündend den donnernden Tiefen. - Siegfried Torggl er schaft (Innerbergerstadel) und sonstige Güter. Da der Schiffweg mehrmals das Ufer wechselte, mußten an sol– chen Stellen die Pferde in der Zille zum gegenüberliegenden Ufer geführt werden. Die Instandhaltung des Schiffweges oblag den „Wasserleuten". Sie hatten angeschwemmte Hindernisse zu besei– tigen und mußten Streifbäume aufle– gen, damit das Zugseil nicht beschä– digt wurde. Auf der Rückfahrt nach Steyr be– stand die ungefähr 240 bis 280 Zent– ner schwere Lad1mg zumeist aus Roh– eisen, Stahl und Kleineisenzeug, außerdem wurden die zum Gegenzie– hen verwendeten Pferde im Schiff mitgeführt. Die Talfahrt, die mit einer durchschnittlichen Stundengeschwin– digkeit von ro km vor sich ging, war nicht ungefährlich. Der Nauführer mußte mit der Flußstrecke genau ver– traut sein und die Stromschnellen1 , Engstellen sowie die im Wasser be,- 39

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