Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1980

STEYRER KALENDER ZUR UNTERHALTUNG Perchtentanz Südamerika • 10 Wie die Indianer der Anden den Fasching feiern Von Professor Franz Braumann Der südamerikanische Karneval, be– sonders der von Rio, ist weltbekannt. Wer ah er weiß etwas von den Fasd1ings– bräuchen der Indios in den Anden im Norden Argentiniens? Ich hatte das Glüd<, den Karneval in Salta, einer der ältesten Städte Argen– tiniens zu erleben. Salta, die 1200 m hod1 gelegene Andenstadt, wurde 15 8 3 von den aus Lima kommenden Spaniern gegründet. Buenos Aires, 1530 gegrün– det und dann nach der Zerstörung durch die Indianer der Pampa eine tote Sied– lung, wurde eben um diese Zeit zum z;weitenmal erbaut. Am Faschingsmontag leeren sich mit dem rasch eindunkelnden Abend nicht wie sonst die ,dicht belebten Gassen Sal– tas. Tausende Abendbummler bewegen sich nach einer Richtung - gegen den Nordrand der Stadt, wo sich längs des Rio Lerma große Parks und breite Ave– nidas hinziehen. Auch ich lasse mich dahintreiben zwischen Scharen mit Mas– ken geschmüdcter Kinc1er, großen Fami– liensippen und schweigsamen schwer be– waffneten Polizisten. Die Massen stauen sich erst vor einem langgestredcten Holz– bau mit Zuschauertribüne für tausende Menschen, ,die das nächtliche Schauspiel des indianisd1en Karnevals sehen wol– len. Ich warte eingekeilt in der Menge. Es wird neun Uhr, zehn Uhr - die kleineren Kinder auf den Armen der Mütter, von denen viele ,die indianische Abkunft noch im !breiten dunklen Ge– sicht mit den kräftigen Badcenknochen 2 und der adlerkrummen Nase tragen, sind bereits eingeschlafen. E11dlid1 gegen elf Uhr wächst aus der Feme ein dumpfes Trommeln. Berittene Polizisten räumen in einem langsam rei– tenden Kordon die Straße. Sieben india– nische Trommler in roten Ponchos und breiten, schwarzen Hüten führen mit ernsten Gesichtern und betäubenden Wirbelsdtlägen ,den Aufmarsd1 des Kar– nevals an. Hinter ihnen Traktoren, die große Lastwägen ohne Dedcaufbauten ziehen, wie sie tagsüber zum Transport der geernteten Tabakblätter aus den ki– lometerweit sich hinziehenden Tabakfel– dern gebraucht werden. Heute aber spielt sid1 auf ihnen indianisches Land– leben ab. Es wird gebraten, gebadcen vor nachgefonnten kleinen Lehmbauten aus dem Hochland und vor Weidengeflecht– hüti:en aus dem Sumpfgebiet des wilden Gran Chaco. Rot und Gdb dominieren in der Farbenpracht der Ponchos, und das lange, sd1warze Haar der jungen In– dianerinnen fällt über Schultern und Rüdcen. Die schönsten Gruppen werden brausend beklatscht. Wieder Musik von Flötenspielern, aber die Gesichter sind hinter roten Tuchmasken mit ausgeschnittenen Augen– öffnungen verborgen. Hinter ,diesen fol– gen tanzende Gestalte::: in weißen und glitzernden Umhängen, mit großen, das Gesicht frei lassenden Kopfmasken, de– ren Mittelstück mit kleinen Spiegeln, Kugeln und Ketten besetzt ist, während rundum ein großer Kranz aus Federn 33

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