Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1980

fttJt Zwei wesentliche Merkmale haben die historisch gewachsene Struktur der Stadt Steyr bestimmt und die Voraussetzungen dazu geschaffen, daß das Bild der Alt– stadt, wie es sich heute darstellt, schon in den Anfängen geprägt worden ist: der Lauf der beiden Flüsse Enns und Steyr mit ihrem Zusammenfluß un·d die Lage der Sand- und Schotterterrassen an den Ufern der Wasserläufe. Von den gewaltigen Eiszeitflüssen, die ihr Bett in das Konglomeratgestein noch früherer Ablagerungen gegraben haben, sind nurmehr die Gerinne im gegenwär– tigen Ausmaß erhalten geblieben, aber die stehengebliebenen Schotterterrassen bestimmen bis jetzt die Möglichkeiten, aber auch die Schwierigkeiten des Städ– tebaues und der verkehrsmäßigen Er– schließung. Den Begründern der ersten Befesti– gungsanlage, die namentlich nicht be– kannt und auch zeitlich nicht festlegbar sind, bot sich die aufragende Steilwand nächst dem Zusammenfluß als idealer Schutzplatz an: die Flüsse und die Fels– wand gewährten der Befestigung nach zwei Se-iten hin den gewünschten Schutz vor Angreifern - ,die dritte Seite, heute der Burggraben des Schlosses Lamberg, dürfte ebenfalls schon frühzeitig mit Mauer oder Wall und Graben gesichert worden sein. Daß die „zivile" Ansiedlung im Schut– ze der Befestigung und in deren näch– ster Nähe wuchs, ist nicht anders denk– bar, und hier bot sich der relativ schma– le Sanduferstreifen zwischen der Enns und jener Hochterrasse an, auf der be– reits die Burg stand. Dieser Streifen begann an der Steyrmündung, verbreiter– te sich entlang der Enm~ flußaufwärts, fand aber an jener Stelle, wo die Hoch– terrasse wieder eng an die Enns heranIV iDasmun einer tausenOiäbrigen Stant rückte (heute Unterer Schiffweg) schon sein Ende. Dort ergab sich außerdem eine natürliche Begrenzung der ursprüng– lichen Stadtansiedlung: ,das Gewässer, das ehedem der Sarningbach hieß, ergoß sich mit „reichem Schwall" durch eine Rinne, die der zeitweilig reißende Bach in den Schotter gegraben hatte, abwärts zur Enns. Naheliegend war es, über die– sen Graben die südliche Stadtmauer zu errichten (die heute noch besteht). So ist denn die bauliche Anlage der Stadt Steyr geographisch vorgegeben. Während sich andere Städte, die auf ebenem Terrain angelegt worden sind, im Verlaufe der Jahrhunderte mehrfach „verschoben" haben, ist Steyr auch in den Grundzügen der Baugestaltung und der Baudominanten tausendjährig ge– worden. Die älteste Darstellung der Stadt Steyr befindet sich in der „Weltchronik" von Hartmann Schedel, herausgegeben 1493, und zeigt die Stadt im Aussehen um das Jahr 1470. Daß es sich tatsächlich um Steyr handelt, obwohl die Details so übertrieben und verzerrt sind, daß sie · total verfremdet wirken, erweist sich aus den unverkennbaren geographischen Merkmalen. Auch der Zeichner dieser Darstellung hat die Anhöhe am Steyr– fluß (heute Tabor) als bestmöglichen Sichtplatz gewählt: Rechts vorne befin– det sich die Burg, links darunter eine Stadt, ,die sowohl zur Burg hin als auch auf der anderen Seite zum Wasser hin mit einer Wehrmauer begrenzt ist. Hinter den Häusern, vom Betrachter am weite– sten entfernt, ohne Zweifel auf einer An– höhe gelegen - so wuchtig wirkt sie - eine Kirche mit romanischem Turm. Im Hintergrund, jenseits d!;!S Flusse, wölben sich Berge auf, die mit dem Damberg keine Ähnlichkeit haben·, doch offensicht-

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