Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1979

Pf.arrer Leopold Arthofer t 24. S t e y r / E n n s / K r o n s t o r f. Eine Priesterpersönlichkeit, die we it über die Grenzen des Landes hinaus bekannt war, Konsistorialrat Pfarrer Leopold Arthofe r, ist am 24. Juli in Enns, wo er die Jahre seines Ruhestandes verbrachte, im Alter von 78 Jahren gestorben. In letzter Zeit war es still um ihn geworden , denn er lebte sehr zurückgezogen, aber sein geschriebenes Wort wirkte weiter, denn die Nachfrage nach seinem inzwischen vergriffenen Gedichtband „ Sturm und Stille " hielt an. Leopold Arthofer, 1899 in Hartkirchen als Sohn eines Gastwirtes geboren, hatte am Kollegium Petrinum und am Linzer Priesterseminar studiert und war 1924 in Linz zum Priester geweiht worden . Schon 1926 kam er als Seelsorger in die Männerstrafanstalt Garsten , wo er bis Ende 1935 wirkte. Enrica von Handel-Mazzetti war es, die sein schriftstellerisches Talent erkannte und ihn ermutigte, seine Erlebnisse und Erfahrungen mit den Insassen der Strafanstalt in einem Buche niederzulegen . Dieses Buch kam 1935 unter ·dem Titel „ Zuchthaus " , heraus, fand ungewöhnliche Beachtung und wurde 1947 und 1964 in neuen Auflagen herausgebracht. 1935 wurde Leopold Arthofer Pfarrer von Kronstorf. 1941 war er den 52 Bürobedarf von der Vereinsdruckerei Machthabern der NSDAP so mißliebig geworden , daß er als „Staatsfeind " verhaftet und ins Konzentra'tionslager Dachau gebracht wurde. Die schrecklichen Jahre, die er dort erlebte, waren für ihn von einem nachhaltigen , unlöschbaren Eindruck. Nur seiner physischen Verfassung - er war ein großer, starker Mann - ist es zuzuschreiben, daß er mit dem Leben davonkam; erst das Kriegsende befreite ihn aus der KZ-Haft. Auch als Pfarrer in Kronstorf betrachtete Leopold Arthofer das gedruckte Wort als erwei terte Kanzel, mit der er viele Leser er reichte. Viele Jahre hindurch war er Mitarbeiter der Steyrer Zeitung, und seine „Sonntagsgedanken" fanden ein breites Leserpublikum. Wegen seines angegriffenen Gesundheitszustandes ging Kons istorialrat Leopold Arthofer im Jahre 1968 in den Ruhestand; die Gemeinde Kronstorf hatte ihn , in Würdigung seines seelsorglichen Wirkens und seiner persönlichen Wertschätzung, zum Ehrenbürger ernannt. Groß war auch die Anteilnahme, als er im Jahre 1974, anläßlich seines Goldenen Priesterjubiläums, wie• der in seine geliebte Pfarrgemeinde Kronstorf zurückkehrte. Nun, da Pfarrer Arthofer tot ist, muß das Hinscheiden einer Priesterpersönlichkeit von edler Größe beklagt werden, aber sein geschriebenes Wort, das in vielen Abdrukken verstreut ist, kündet weiter von seiner Begabung und dem Re ichtum seiner Gedanken . Und in vielem wirkt sein Wort zeitlos aktuell , so in der Äußerung, die er im Vorwort zur dritten Auflage seines Zuchthaus-Buches abgegeben hat : .,Wir leben in einer Zeit, wo sich die abscheulichsten Verbrechen häufen, so daß der Ruf nach der Todesstrafe immer lauter wird . Nachdem aber leider in vielen Staaten , wo Gewalt vor Recht geht, die Todesstrafe zur Legalisierung des politischen Mordes mißbraucht wird, würde es nach Ansicht des Verfassers ein Wagnis sein , die Todesstrafe auch bei uns wieder gesetzlich einzuführen " . 25. St e y r. Steyr hat wieder einen Paddler-Weltmeister! Hans Sc h I echt setzt die Tradition Steyrs als Hochburg des Wassersports fort . Heute wurde er

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