Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1979

C IL E II[) IE IIIR lt A\ UR IE ~ ./f6m:.iatel:.e ßutian 4400 Steyr, Kirchengasse 6 - Tel. 63 7803 Höhnisch rief er: ,,Sich in ein so großes Tier zu stecken, ist keine Kunst, ich möchte dich in kleinerer Gestalt sehen. Da huschte der Teufel als Mäuslein zu ihm hin. Wieder schüt·· telte der Schmied den Kopf. Er zog einen schmierigen Lederbeutel aus der Tasche, öffnete ihn und herrschte seinen Besuch an: ,,Werde zum Käfer, der in diesem Beutel Platz hat, dann folge ich dir!" Sieh da! Schon kroch ein kleiner Käfer in den Beutel. Blitzschnell schnürte der Schmied ihn zu, legte ihn auf den Amboß und winkte seinen Gesellen. Die stürzten mit ihren schweren Schmiedehämmern herein und schlugen gleich ihrem Meister auf den armen Teufel los, daß er jämmerlich schrie. Erst als er versprochen hatte, den Schmied fürderhin in Ruhe zu lassen, gaben sie ihn frei. Zähneknirschend hinkte er in die Hölle und erzählte seinen Genossen von der Tücke des Schmiedes. Manches flotte Jahr war dem Schmied noch beschieden, doch eines Tages nahm ihm der Tod den Hammer aus der Hand. Seine Seele schied vom Leibe I und wanderte zur Himmelspforte. St. Peter sah sie schon von weitem kommen, doch hielt er die Himmelstür fest verschlossen; denn die Seele war kohlrabenschwarz. Durch ein Guckloch rief er ihr zu: ,,Fort von hier, in der Hölle ist dein Platz!" Nun stieg die Seele abwärts und pochte an das Höllentor. Dort hielt der Teufel Wache. dem einst der Schmied so übel mitgespielt hatte. Er wollte schon das weite Tor gastfreundlich öffnen, da erkannte er seinen Peiniger. Zu Tode er- _ schrocken, schmetterte er das Tor zu und schob den schweren Riegel vor. So war dem Schmied auch das Höllentor versperrt. Was nun? Wieder zurück zur Himmelspforte! Dort bettelte er so inständig, man möge ihm nur einen einzigen Blick in die himmlische Herrlichkeit gönnen, daß der gutmütige Pförtner die Himmelstür einen Spalt weit öffnete. Flugs schleuderte der schlaue Schmied seinen rußigen Schurz durch die Öffnung in den Himmelssaal, die Engel stoben entsetzt auseinander. Weil niemand den schmutzigen Schurz anfassen wollte, befahl St. Peter dem Schmied, ihn selbst herauszuholen. Darauf hatte der nur gewartet, schmunzelnd betrat er den Himmelsraum und hockte sich auf seinen Schurz. ,,Ich sitze auf meinem Eigentum!" rief er und ließ sich durch nichts vertreiben. Seither müssen die Himmlischen den bösen Schmied in ihrer Mitte dulden. H. Kem.atmüller, Stadt Steyrer Volkssagen. Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender r908 DIE KAPELLE IN DER BLUMAUERGASSE Am Anfang der Blumauergasse erhebt sich, von hohen Bäumen · beschattet, eine Kapelle mit dem Standbild des hl. Johannes von Nepomuk. Der Boden, auf dem sie steht, ist von einer Sage umwoben: Als in unserer Gegend die ersten christlichen Glaubensboten auftauchten, wohnte an der Steyr ein heidnischer Müller mit einer Tochter von 45

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