Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1979

brannt. Durch die Tarnkappe unsichtbar gemacht, hob er sie mit Zauberkr.aft in die Lüfte und entführte sie nach seinem''. Rosengarten in Tirol. W-ie ein Blitz\ aus heiterem Himmel traf den Vate'r die Kunde vom Verschwinq~n ·s~ines Kindes. Sofort spürten Dietleib und seine Freunde den Räuber auf. Nach abenteuerlichen, gefahrvollen Kämpfen wurde Laurin bezwungen und Similde befreit. Sie zog mit dem Bruder nach Steyer zurück, Piterolf erwartete sie unter der großen Linde. Bei ihrem Anblick breitete er sehnsuchtsvoll die Arme aus. Die schöne Jungfrau eilte jubelnd auf il1n zu und warf sich an seine Brust. Er neigte ergriffen sein Haupt und küßte sein liebes Kind, das ihm nun wieder geschenkt war. A. Rolleder, Heimatkunde v. Steyr DIE WANDERNDE STRASSE In der Freising lud unter hohen, dunklen Fichten eine rohgezimmerte Bank zum Rasten ein. An düsteren Tagen, wenn der Wind durch die Bäume jagte, ächzte und stöhnte und seufate es um die Kapelle am gegenüberliegenden Hang; denn hier mußten in längstvergangenen Tagen die armen Sünder, die man zum Galgenberg führte, ihr letztes Gebet sprechen. Der letzte Verurteilte, der vorn Henker begleitet, diesen Weg ging, war ein noch junges Blut. Er hob seine gefesselten Hände gen Himmel und beteuerte immer wieder seine Unschuld. Als all sein Flehen nichts half, schrie er in wildem Weh, der Boden, der ihn trüge, möge für seine Un· schuld zeugen. Da bebte die Erde unter seinen Füßen, am Hang des Berges sank der Boden. Und das wiederholte sich gar oft, so daß die Straße darunter immer wieder unbrauchbar war. Heute ist der Fluch gebannt. Hohe Eschen halten mit ihren starken Wurzeln die Erde fest. A. Depiny, Oö . Sagenbucb. DAS KRÄHENGESPANN Auf der Eisenstraße, die zum Richtplatz der Burg führte, war es nie ganz +4 geheuer. Kroch aber die Dämmerung aus Schluchten und Winkeln, dann trieb dort der Böse sein Unwesen. Einmal führte ein Bauer mit seinen Pferden eine große Fuhr Heu von Ternberg heim. Der Wagen bog sich unter der schweren Last. Die Pferde dampf - .ten und schnaubten. Es dunkelte schon. Ratlos hielt der Bauer vor dem steilen Hang unterhalb St. Ulrich. Wie sollte er mit seinen erschöpften Tieren da hinaufkommen? Da stand plötzlich, wie aus dem Boden gewachsen, ein Mann mit einem Krähenpaar vor ihm. Unter dem Spottgelächter des Bauern spannte er es vor den Wagen. Ein scharfes Hü ! Hü ! und schon raste das Gespann im sausenden Galopp den Berg hinan. Die Räder knirschten und Funken stoben. Oben beim Waldrand hing ein geweihtes Bild. Ein wilder Fluch! Der Mann und die Krähen verschwanden. Es war der Teufel, der sich um seinen Lohn betrogen sah. A. Depiny, Oö. Sagenbucb DER SCHMIED VOM FÖHRENSCHACHERL Unweit des Krankenhauses erhebt sich ein kleiner Föhrenbestand, im Volksmund das 11Föhrenschacherl" genannt. Dort sühnten die vom Stadtrichter zum Tode Verurteilten il1re Schuld. In dieser unheimlichen Gegend hauste ein Schmied, tüchtig in seinem Handwerk, doch gemieden von seinen Mitmenschen; denn man munkelte, er sei mit dem Teufel im Bunde. Schon sein Aussehen verriet es. Das ve\l'Witterte Gesicht erdfahl, böse, tückische Augen und ein verzerrter, harter Mund. Einst trat der Teufel in seine Werkstatt und lud ihn zum Mitgehen ein. Doch der Schmied hatte noch keine Lust, der Welt ade zu sagen. Grob fuhr er den Gehörndelten im Jägerkleide an : 11Beweise deine höllische Herkunft, indem du dich in ein Tier verwandelst!" Sogleich stand statt des höllischen Gastes ein Hund mit funkelnden Augen da, der die Zähne fletschte und unheimlich knurrte. Doch der hartgesottene Schmied kannte keine Furcht .

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