Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1979

STEYRER KALENDER ZUR UNTERHALTUNG Die schöne alte Kleinstadt unserer Heimat Von Finanzwacheoberkommissär i. R. und Kustos des Städt. Museums in Steyr, Kar 1 Bucht a f Die vorgeschichtliche Forschung hat bisher keinerlei Anhaltspunkte dafür gefunden, daß Steyr eine prähistorische Siedlung trug, doch spricht schon die ausgezeichnete Lage an der Vereinigung der beiden, aus den Alpen kommenden Flüsse, welche in ihrem laufe von alten Straßenzügen begleitet waren, dafür, daß die Urbewohner eine solche Stelle als Wohn- und Verteidigungsplatz wählten. Hier kommt in erster Linie die Örtlichkeit, wo sich die Burg und umliegende Bauten erhoben, in Betracht. Da wir dem Wirken und Werken des vorgeschichtlichen Menschen in der jüngeren Steinzeit in der weiteren Umgebung Steyrs bereits begegnen und wahrhaft massenhafte Funde aus dieser Periode zutage gefördert wurden, so ist anzunehmen, daß gerade Steyr den Marktplatz des Ennstales für Erzeugnisse der aus Stein geschaffenen Waffen und Werkzeugsgeräte bildete. Eine große Rolle kam der Enns in späteren Zeitläuften bei dem Transporte von norischem Eisen zu. Die Erze des steirischen Erzberges gelangten auf der damals noch wasserreicheren Enns über Steyr zu den römischen Waffenfabriken in Lorch-Enns (Lauriacum). Die. Lage einer als Landungsplatz für Wasserfahrzeuge geeigneten Stelle am Vereinigungspunkte der beiden Flüsse mußte nicht nur seit ältesten Zeiten zu einer Ansiedlung führen, sondern auch von den Röme1n ausgenützt worden sein, welche einen großangelegten Handelsverkehr und Warentransport über die Alpen zur Donau entfalteten. Fast ein halbes Jahrtau2 send währte die Herrschaft der Römer in Ufernorikum, und einige Erinnerungen haben sich auch in Steyr erhalten. Die Volkssage erwähnt eine Römerschrniede in Steyrdorf. Der älteste Chronist der Stadt weist darauf hin, daß im Jahre 1299 nicht ferne von der Stadt ein großer Schatz römischer Goldmünzen mit dem Bildnis der Gattin des Cäsaren Marc Aurels - Faustina - gefunden worden sein soll. Anbei wurde ein dem Jupiter Stator geweihter Denkstein mit Inschrift und Namen gehoben. Vor Jahrzehnten hob man aus dem Sande der Enns in Steyr ein zierliches Bronzefigürchen, kaum 60 Millimeter groß. Es war eine Statuette, darstellend die altägyptische Göttin Isis mit dem Horusknaben. Sie befindet sich im Museum der Stadt Steyr, wo auch ein anderes aus Steyr stammendes Gebilde noch zu sehen ist, eine als römischen Ursprunges erkannte Sandsteinfigur. In der Umgebung Steyrs, nahe dem Ennsufer - bei Ternberg - wurden 1835 und 1925 wieder, an gleicher Stelle, bei einem sehr alten Bauernhause, römische Silbermünzen gefunden. Bezeichnenderweise heißt auch eine Flur (Wiese) nahe der Enns: ,,Der römische Hof". (Die alten Flurbücher sagen „römischer Anger und römische Leiten".) All diese Ausführungen sprechen dafür, daß Steyr schon zu Römerszeiten als nicht unwichtiger Ort bestanden haben mochte und daß hier möglicherweise das „Stiriate" der Peutingerschen Tafel zu suchen ist. Ein „Stiriate" kann nur an einem Ge33

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