Steyrer Kalender zur Unterhaltung Strpr iur leit ner lftömerberrfdJaff Von Obei-lebrer Ludwig Pullirscb Der römische Kaiser Augustus faßte den Entschluß, sein Reich bis an die Donau auszudehnen. Seine beiden Stiefsöhne Tiberius lmd Drusus wurden mit der Ausführung des Planes beauftragt. Letzterer drang um das Jahr 15 v. Chr. mit seinen Legionen bis an die Donau voi- und unterwarf die Noriker. Somit begann in unserem Lande eine Herrschaft, die fast 500 Jahre dauerte und eine Kulturperiode brachte, deren Spuren man noch heute in fast allen Teilen des Landes finden kann, obwohl seither fast 1500 Jahre vergangen sind. Das Land zwischen den Alpen und der Donau hieß nun Ufernorikurn und stand unter Militärverwaltung. Steyr wird bei den glaubwürdigen Geschichtsschreibern jener Zeit mit keinem Wort erwähnt, auch die in der Nationalbibliothek in Wien befindliche Peutingerische Tafel, eine römische Straßenkarte, enthält nicht den Namen unserer Stadt. Allerdings findet sich auf dieser Karte an der alten Römerstraße von Noreja (Neumarkt in Steiermark) in der Nähe des Rottenmanner Tauerns ein Ort mit Namen 11STIRIATE", der aber mit der Stadt ·steyr ·wohl kaum in Beziehung gebracht werden kann. Doch die geographische Lage der Eisenstadt und verschiedene Funde aus der Römerzeit im Stadtgebiet und in der Umgebung berechtigen zur Annahme, daß hier nicht nur eine Station für Pferdewechsel (mutatio), sondern auch eine mit Wohnräumen und Ställen ausgestattete Raststation für durchziehende Truppen (mansio) bestand.1) Bekanntlich war Lauriacurn die Steyr am nächsten gelegene Siedlung 2 der Römer. Die vielen Ausgrabungen bei Lorch und auch die schriftlichen Aufzeichnungen aus der Römerzeit lassen die Bedeutung dieses wichtigen Platzes in Ufernorilrnm erkennen. War doch in Lauriacum der Sitz des Befehlshabers der II. Legion, auch der Kommandant der römischen Donauflotte hatte dort seinen Hauptstützpunkt. Noch 404 n. Chr. bestand hier eine Schildfabrik. Das Eisen bezogen die Römer in den letzten zwei Jahrhunderten ihrer Herrschaft in Ufern01ikum vom steirischen Erzberge.2 ) Funde in Ternberg, Losenstein3 ) und Kastenreith4) bekräftigten die Ansicht der Historiker, daß um diese Zeit von Eisenerz über Steyr nach Lorch schon eine Straße bestand,5 ) doch gehen die Ansichten über ihren Verlauf auseinander. Die einen vermuten sie zwischen Ternberg und Steyr am linken, die anderen am rechten Ennsufer.6 ) Diese Nord-Südverbindung kreuzte in der Nähe unserer Stadt eine Straße, die von Niederösterreich herauf über Sierning, Bad Hall und Kremsmünster7) führte und in die Pyhrnpaßstraße einmündete. Der Verkehr auf diesen sich hier kreuzenden Straßen war ein sehr reger. Vieh, Felle, Wachs, Holz u. dgl. gingen nach dem Süden und Stoffe, Wein, öl, Schmuck usw. kamen aus Italien herauf. Häufige Truppenverschiebungen und der regelmäßige Postverkehr belebten die Straßen. Es liegt daher die Verrnuttmg nahe, daß sich hier, am Kreuzm1gspunkt bedeutender Verkehrswege, auf dem Felsen zwischen Enns und Steyr, dort, wo sich heute der mächtige quadratische Schloßturrn erhebt, ein römischer Wachturm befand.8 ) 33
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