Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1977

JÄNNER 1976 1. Steyr. Ein ungewöhnliches Wieders·ehen gab es am Silvestertag des abgelaufenen Jahres, denn die 81 Jahre alte · Pensionistin Babette Mayr aus Gleink konnte nach 42 Jahren ihren totgeglaubten Sohn Carlo Gotta wieder in die Arme schließen. ,, Es war de-r schönste Tag in meinem Le- .ben", sagte sie, ,,nach all dem Leid, das ich erfahren habe!" Bahette Mayr, in Deutschland geboren, war schon um die Jahrhundertwende nach Italien _gekommen. Von einem Italiener be- .kam sie ein Kind, das ihr ab.er im Alter von fünf Jahren vom Varer des .Knaben weggenommen wurde, 1942 wurde Babette Mayr von der Gestapo .verhaftet und in das Konzentrationslage Dachau gebracht. Sie war zuvor ;J.4 Jahre lang Wirtschaftsleiterin beim ,Herzog von Aosta in Turin. Schon 1942 glaubte sie, ihr Sohn Carlo sei nicht mehr am Leben. Na,ch Kriegs- .ende wurde sie als Krankenschwester jn das Erziehungsheim Gleink aufgenommen. Um eine Pension zu bekommen, mußte si,e bis zum 80. Lebens- .jahr arbeiten. Im Zuge des Pensions- .verfahrens wurden auch Erhebungen .über ihre Vergangenheit angestellt, da ihr die Jahre als Opfer des NS-Re- .g!mes angerechnet werden sollten. Da- .bei wurde eruriert, daß Carlo Gotta noch lebt und als Bankangestellter in Mailand tätig ist. Er selbst hatte dreißig Jahre lang versucht, etwas über das Schicksal seiner Mutter zu erfahren; Anfang Dezember 1975 erfuhr •er nun vom österreichischen Generalkonsulat in Mailand, daß s·eine Mutter noch lebt. Am Silvestertag gab es nun das heißersehnte, ni>cht mehr für möglich gehaltene Wiedersehen. Carlo Gotta war inzwischen 48 Jahre alt geworden, seine Mutter ·erkannte ihn noch an -ein•em Muttermal. 1 2. S t •e y r. Zu einer Eifersuchtstat !-<am es heute nachmittag im Hause Dir,ektionsstraße 2. Die 33jährig•e .Veronika Großeimer war von •ihrem Gatten, dem 37jährigen Maurer- ,g,ese ll en Alfred Großeimer, mit einem Nudelwalk-er lebensgefährlich verletzt worden. Die Ehe sollte am 16. Jänner geschieden werden, da sich die Frau ,während der Ehe anderen Männern ,zugewandt hatte. Großeimer, der b ereits ausgezogen war, kam heute noch einmal in di,e Wohnung, um mit ihr 62 .zu reden, do,ch sie verspottete ihn. Er schlug zweimal zu und war überzeugt, daß sie tot war, als er die Wohnung verließ. Er fuhr mit dem Wagen in die Unterhimmlerau, wo er sich die •Pulsadern aufschnitt. Da der Selbstmordversuch mißlang, irrte er in der Stadt herum. Unterdessen wurde der Wagen mit den blutverschmierten Sitzen von einer Funkstreife auf Routinefahrt gefunden. Als die Beamten in die Wohnung Großeimers kamen, taumelte ihnen Veronika Großeimer blutüherströmt entgegen. Um 16.30 Uhr stellte sich Alfred Großeimer selbst der Polizei im Wachzimmer Tomitzstraße. 16. B a d H a 11 - G a r s t e n , In einer Feierstunde überreichte heute Landeshauptmann Dr. Wenzl im Linzer Landhaus dem Obersdmlrat Alois Forste r, Volksschuldirektor i. P. , Garsten, und Oberschulrat Alphons S c h u s t er, Hauptschuldirektor i. P. , Bad Hall, das di,esen vom Bundesprä- _sidenten verliehene Goldene Verdienst- ,zeichen der Republik Osterreich. - OSR Forster (68) stand von 1927 bis J.974 im Schuldi,enst und unterrichtete -seit 1929 an der Volksschule Garsten. ,Forst.er hat eine kulturelle Tätigkeit -entwickelt, die weit über Garsten hin- .ausreicht. Er ist Dirigent des Männer- ,chores. Obmann des Vereines der Mu- .sikfreunde, Organist und Regenschori, ,Bezirksobmann des Blasmusikverban- ·des und auch in anderen Funktionen ,rege tätig. 1973 hatte ihn die Gemein- .de Garsten zum Ehrenbürger gemacht. - OSR Schuster (66) stand von 1929 -bis 1974 im Schuldi<enst. Auch er war sein Leben lang mit der Musik ver- -bunden, er war jahrzehnt•elang aktives Mitglied der Musikvereine Ges.ang- .verein S~eyr, Wels und Bad Hall -sowie der Kirchenchöre und des Bach- ·chores in Wels . Von 1949 bis 1953 ,war er, als führendes Mitglied der bVP in Bad Hall, im Gemeinderat ,tätig und anschließend zwölf Jahre ,Vizebürgerme ister. Schuster wurde -auch zum Obmann der Kurverwaltung Bad Hall bestellt, da er sich um deren -Belange sehr angenommen hatte. B•ei ,allem fand er noch Zeit, sich mit ,Mundart, eigenen Kompositionen und pädagogischen Aufsätzen zu befassen.

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