Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1977

HINGERL & Co. Bauges. m. b.H. Hoch- u.Tiefbau Geschä.ftsfühl'IUng : Ba,uimeister Hubert Enzenebner Steyr, Sierninger Slra~e 106 Zubußen für Wohnung und Kleider. Mehrere Jahre stand das berühmte Stagione des Antonio Denzio im Solde des Reichsgrafen. 172 5 ließ er sein Prager Theater „von Grund auf neu und nach der wällischen Manier mit dreifachen Loggien bauen und zieren! " Auf Kukus hatte Sporck eine Hauskapelle, die sein Hofmeister und Kammerdiener Tobia.s Seemann leitete. In Musikerkreisen war er hochangesehen. 173 7 übersandte Johann Sebastian Bach dem Grafen die Noten des Sanktus seiner h-Moll-Messe. Wie aber nicht anders zu erwarten, erlahmte die Lust Sporcks am 1l1eater mit zunehmenden Jahren. Auch führte ihn sein allzeit lebhaft sprndelnder Geist wieder neuen Aufgaben zu, so daß er schließlich das Theater vergaß . Hne seiner höchsten Vergnügungen wa r aber die fo,gd. Er gründete einen Hubertusorden, dem er als „Hoch- und Großmeister" vorstand, stiftete Goldmedaillen, die er an die Mitglieder des Ordens verteilte. Nur ihm stand das Recht zu, diese Mitglieder auszuwählen, und das tat er auch sehr sorgfältig. Kai46 ser Karl VI., der Vater Maria Theresias, war Mitglied dieses Sporck'sd1en Ordens. Der Graf hatte sich da , neben anderen solchen J,agdorden, wie zum Beispiel dem berühmten ba yrischen, wohl auch die Hierarchie des Freimaurerordens zum Vorbild genommen, in des sen Prager Loge zu den drei Sternen Sporck drei Jahre lang Meister vom Stuhle gewe.sen ist. Der Jes'llitenprozeß , in den er dann wegen seiner Herausgabe jansenistischer Schriften verwickelt wurde, hat ihn bestimmt, dieses Amt niederzulegen. In bezug auf cüe Jagdleidensdiaft des Reid1sgrafen wird uns eine Anekdote übermittelt, die Sporck in seiner ga:nzen Großherrlichkeit zeigt. An sein riesiges Jagdrevier in Lissa grenzte die kaiserliche hohe Jagd. Dort wemselte stets ein weißer Hirsd1, der von den kaiserlichen Jägern ängstlich für ihren Herrn, Karl VI., gehütet wu11de. Aber auch Sporck hat te e.s auf diesen weißen Hirsd1en abgesehen. Eines Abends k1 am der Hirsch nun in das Revier des Grafen, der jetzt nicht umhin konnte, das Tier abzusdrießen. Da,s Ende war cüe für die ,damalige Zeit horrende Summe von 500 Dukaten als Strafe für den frevelhaften Schuß , der aber - der Hirsch befand sich auf Spork'schem Grund - rechtlich kaum angezweifelt werden konnte. Immerhin schrieb man noch das feudalistisd1e Zeitalter, dem der Graf auch von sid1 aus recht zugetan war. Der kaiserlid1e Jagdherr war also bitterböse, Sporck durfte lange Zeit nicht in Audienz ersd1einen. Unter dem Vorwand, dem Kaiser eine seiner neuen Medaillen, deren er viele von den ersten Künstlern entwerfen und prägen ließ, feierlid1 überreichen zu wollen, erzwang er sich am Ende eine Audienz. Er kam nach der strengen spanischen Vorschrif t im Galarock des Geheimrates mit allem Prunk; zum Entsetzen des Ho-fes aber trug er dazu nicht etw,a •die schwarzseidene Kniehose, sondern - eine hirschlederne. Der Kaiser, ohnedies noch immer nicht ganz für ihn eingenommen, wenngleich er nach der neuen Medaille des Spork'schen Hubertusordens vor Neugierde züngelte, verwies i<hm diese suspekte Tracht. Darauf erwiderte der Reimsgraf: ,,Euer Majestät werden untertänigst gestatten, ,daß ich bei der Audienz, die Euer Majestät

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