Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1977

WIENER STIDT. WECHSELSEITIGE VERSICHERUNGSANSTALT Landesdirektion für Oberösterreich Linz , Rainerstraße 22, Telefon 21627, 21628 GESCHÄFTSSTELLE STEYR Leopold-Werndl-Straße 2 - 4400 Steyr Te lefon 3960, 3969, 2931 Alle Versicherungszweige auch sie bis in den Morgen hinein. Als sie erwachte, war ihr erster Gedanke: Lebe ich noch? Ist nicht ,gestern mein Baum, der letzte gefallen? Doch Einer, der die Tage von uns prüft und zählt, lächelte. Neigt seine Sonne str,ahlend über Haus und Heim, ließ das Firmament in .sattem Blau erstrahlen und wischte leichte, weiche Wölklein über Kirche und Feste. Damit gab er auch ihr den Lebensmut und Lebenswillen wieder. Sie zitterte und bangte nicht mehr und schritt, am Stock gestützt, wie neubelebt, ,dem Tag und dem Leben zu. Von R. Romay Erst wir können es verstehen, was es bedeutete, als den Dr-eikönigen der Stern nicht mehr den Weg zur Krippe wies und sie dem Menschenfänger und Kindermörder Herodes in die Arme liefen. Auch vielen von uns sind die Sterne erloschen und der Mond will \Seinen Schein nicht mehr geben, den wir empfanden wie ein mildes Himmelslicht. Wir wissen ja, daß er eine schmutzige Wüste iist, mit Kratern und knietiefem Staub. Auch Joachim Hans von Pforten gehörte zu denen, die an nichts mehr glauben konnten, nicht an die Welt, nicht an ,die Menschen, nicht an Gott. Er horchte hinein in .seine Brust, <tber da gähnte eine unendliche Leere. Er, Joachim Hans von Pforten, hatte keine Mutter gehabt, die ihm als Kind die Hände faltete und keinen Vater, der ihm die Segenshand auflegte, wie der blinde Isaak es seinem Sohne Jakob tat. Prunk und Reichtum legten ihm seine Eltern zu Füßen, sonst aber nichts. Nur zu bald war er dessen satt und heute war er so weit, die.ses Leben, das er bis zur Neige ausgekostet hatte, wegzuwerfen. Es war die Nacht vor Dr-eikönig, und er allein im weiten, leeren Sa:al, von des40 sen Wänden die erstarrte Vergangenheit aus den Gesichtern seiner Ahnen herniederschaute, eine Vergangenheit, die ihm, dem Spötter, nichts mehr bedeutete. Die Dienstboten hatten sich .schon längst zur Ruhe begeben und es war unheimlich stille im ganzen Schloß . Das Licht ,der Kronleuchter umspielte den goldenen Wein in der Karaffe, aus der ihm ,der Schlaf winkte, aus dem er nicht mehr ,erwachen wollte. Joachim Hans von Pforten hatte den Trunk gar kräftig mit dem Tod gewürzt. Doch ,er hatte es ni cht eilig durch das ,dunkle Tor zu treten und wollte noch einmal den weiten We,g vom Einst zum Heute gehen, prüfend, was sich davon wohl lohnte. Draußen vor ,der Anhöhe, auf der das Schloß starud, aus ,dessen einem Fenster sich di<ts Licht in die stemerhellte Nacht stahl, traten in eben diesem Augenblick drei arme Buben aus dem Wald. „Melcher", -sagte der Kaspar, der den Stern trug, ,, sollen wir nicht hinübergehen auf Aicham. Das Licht beim Herrn von Pforten brennt ja noch." ,,Bist du verr,ückt", erwiderte Melcher, „daß er uns mit seinen Huniden vom Schloß j,agt. Der gibt uns nichts. Meine Mutter war Wäscherin auf dem Schloß

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