Hoch-, Tief- und Stahlbetonbau Steyr, Hofergraben 13 - Tel. 2577-78-79 '5/)et vetd.otene Baum Von Maria Schedlberger-Durnwalder Heute hatten sie den letzten der Kastanienveteranen vor dem Fenster ,gefällt. Vier Bäume waren es zuerst. Zierlich und jung, .sproßten sie, zwischen Schule und Haus. Die Straße nahmen sie in die Mitte. Trotz Bewegung und anschwellender Geräusche, denn auch ,die Stadt wuchs, waren die Bäume bestimmt hundert Jahre und mehr geworden, wenn nicht immer wieder die Fahrbahn ver- . breitert worden wäre. Aus den Bäumchen waren Bäume geworden, nicht Riesen, daz,u hatte man ihnen einen zu engen Raum bestellt. Über ihnen stand, wie in Fels ge- , hauen, das Pfarrhaus mit den freundlidien Fenstern und dem wilden Weingerank. Nebenan war ,die schöne gotische · Taufkapelle und die alte Kirche. Darüber aber, wie ein eherner Wächter, mgte die Feste Geroldseck empor. Im untersten Schloßhof hatte man eine der größten Orgeln eingebaut. Alle Mittag spielte auf ihr der bestellte Organist, oder irgend eine fremde, gerade hier verweilende Ausla11Jdsgröße. Mit jedem der Bäume war ,der alternden Frau am kleinen Fenster ein Stück Jugend, ein Stück von ihrem Herzen genommen worden. Drei Bäume hatte sie fallen sehen. Drei ihrer Schwestern, jünger wie sie, waren von ihr ,gegangen. War es ein Wunder, wenn sie sich mit dem Vierten und Letzten eins glaubte? „ Wenn du fällst" sagte und dachte sie oft vor sich hin, wird auch mein Leben zu Ende gehen. ,,Der Baum war gefallen. Wie der Todesschrei eines weidwunden Tieres hatte er gestöhnt ehe er fiel. Ihr war es durch Mark und Bein gegangen. Die Nacht kam, der unruhige Sdtlaf der Kranken und Alten; dennoch schUef 39 ·
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