Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1976

jetzt ausgesetzt. Die Beete sind schon vorbereitet. Und weil morgen Regen z;u erwarten ist, könntest du mir gleich b ei dieser Arbeit helfen." Ich wa,gte nicht zu wrdersprechen. Also s•etzten wir die Pfl.arn:en au'S. Eine unerhört mühselige Arbe'it. Er h!atte ein bestimmtes System der Arupfkmzungen ausgebrütet und zeigte mir auf einem Blatt Papier ,seinen Bepflamrungspla.n. Ich machte aber seinen Pian bald z.unichte, dia ich ,die Pflanzen nicht unterscheiden konnte , und zog mir bald seinen · uruwillen zu. Sein Garten rwurde mir langsam unerträ,glich, un1'd ich bat ihn, m'ir d!as Haus zu zeigen. In dem Haius gäbe es nachts zu sehen, entgeg:lllete er mi r. Da,s Schönste von seinem Besitz •~ei der Garten. Hier fühle er sich wirkilich wO'hil. Ich spaziierte ein wel1lig auf und ab u11'd wartete dar.auf, d>aß er endlich mit seinem Bepflainzungsplan zu Ende komme. Er war so vserüeft in seine Arbeit, d1 aß er mich ganz vergessen haben mußte und mich estaunt arn;a!h, als er nach einer haJben Sttmd!e einmal vom Bo·den aufblickte. fa rief mir zu, daß ich niicht über s-einen Rasen gehen solle, er hahe nämlich Gras·samen gestreut. Plötzlich sprnng er auf und ho•lte z:wei Bretter, die er mir miit einem kleinen Rie,m.en um meine Schuhe band. „Mit diesen Br·ettern an den Füßen foannst du jetzt h.emrmgehen" , s-agte er, ,,,c!Jamit wirst du die fri,sche Erde gleichmäßig niedertreten, UJT11d 1der Grns !>amen liegt nicht hohl." Ich gi11:g also nun auf den sch11ecklichen Brettern und konnte meinen Zorn nur noch schwer verbergen. Doch •er schlien meinen Unwillen nicht zu bemerken, oder aber er ignorierte ihn einfach. Ich wanidte iihm, bö,se gewo·11den, den Rücken zu ,und schaute hinunter in das hübsche, friedliche Tal. W1arum hatte er mich hierher ein:geladen? Auf ,di,e Gefahr hin, ihn zu beleidigen - er nahm ,a.uf mich ja auch nicht d!ie ger,i111,gste Rücksicht - wollte ich ihn d:ais j.etzt fraigen. Aber das Bild, ,d,ais sich mir bot, •als ich mich umdrehte, ließ mich nur noch schallend laut lachen. 59 Mein Freund -stand schwarz von Kopf bis Fuß wie ein Rauchfangkehrer in einer Wolke von Ruß. ,,Ruß ist iein herrlicher DüDJger", schrie •er miir zu und schaute mich aus ,seinen rnllenden Augen so fin:ster an, daß ich ,augenblicklich a'Ulfhörte zu lad1en, •cla ich fürchten muß te, er würde -seinen Rußkübel im näd1sten Moment gegei:i mich schütten. Es wurde langsa1111 schOlll finster, und mich fröstelte. Al,s er s.ah, daß ich meinen gestrickten Pullover aUJs der Ta,sche kr.amte, redete er en1dlid1 davO!ll, jetzt ins Haus zu gehen. ,,Du wirst srouneu, was ich ,dir noch zeigen we11de", meinte er, ,,ich ziichte Chaimpignons in meinem KelJ.er". Als wir uns der Kellerstiege näherten . roch ich schon •den Pf.erdemist. Er erzählte mir dann 1all'S'd!au,ern1d in diesem dunklen Kellerraum von ,der mühevollen Vorbereitung, von der Brut un'd vom Einlegen, bis ich ihm •erklärte, ,daß mir vom Düngergieruch UJ11d vom HU!Dlger langsam schlecht wiirde. Id1 möchte jetzt gehen. Er }achte un'd meinte, es. gäbe genug: Eßbares im Eüs,sdirai111k, un d er sei giespannt, wie weit es mit meiinen Kochkünsten her sei. Ich ·g1aubte, nicht richtig gehört zu haiben, aber ,als wir :in 1dlie Küche kamen le;gue ,er mir gleich einige Stücke F1eisch und ei:nen Kohlkopf hin, w:a,s ich ·sicherlich gut zubereiten wütde. Er selbst warf -sich, sdiwarz wie er war, in einen Lehnsm.ihl. Ich gliauhte ihm ja gern, ,daß er müde war. Nach ·dem Kochen, Es,sen und Geschirrwaschen wollte er mir -dann mein Zimmer 7Jeigen. Ich .aber beeilte mich, ihm zu saigen, d!aß das gar nicht mehr nötig sei. ,, Ich kann mit dem besten Wrnen rnicht hier übernachten, lieber Freumd", b eigarui. id1 mich zu verabschieden, ,,mir ist ,d!as Mißgesmick passiert, daß ich meine Zahnbürste verges - . sen habe. " Er schien ehrHch enttä,wscht. Ich nahm meillle Ta,sche wi,eder, un11d als wir uns die Hand gaben, S'agte er: ,, Scha,de, ich hätte dir mmgen gern gezeigt, wie untat1g-liid1 Bäume umgepfropift werden. "

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