Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1976

Es IDDr keine geIDöhnlithe Uhr Von Karl Springensdtmid Das geschah damals, als in unserem . Gymnasfom d-em Augustin Sendlhofer, Sohn des Kammerpräsrdenten, die Armbanduhr abhanden gekommen war, keine gewöhnliche Uhr, versteht sich; denn bei AugUJstin Seml:lhoifer ist nichts gewöhnlich, vielmehr eine Schweizer Präzisionsuhr, Automatie, wasserdicht, antimagnetisch, stoßgesiichert, mit aulfgesetzten echten Goldzahlen Ull]d weiß was noch. Professor Edgar Schnarch, trotz seiner jungen J,aihre nicht nur ein hervorragender Mathematiker ,sondern auch ein ei'friger Pädagoge, untersuchte ,sogleich diesen schwierigen Fall, gründlich, wie eis von einem Mathematiker nicht anders zu erwarten war r Offen gestanden, der Professor liebte solche Fälk 54-e brachten etwais Abwechslung im das Einerlei des Schulbetriebes. Auße<rtdem war er von sei111en krimiinalistischen Fähiigkeiten voill überzeugt. Übrigens keine ungewöhnliche Enscheinung, ,d1aß sich Mathematiker auch auf ·dem Gebiet der Kriminalität bewä!hren . Wer wäre so wie sie geeignet, aus bestimmten Gegebenheiten die notwendigen Schilfrsse zu ziehen und ,daraus d-as Ergebni-s abzuleiten? Es konnte sich aller<l.ingis auch um einen der übldchen Scherze handeln. Doch nein r Mit Schweizer Präzisionsuhren scherzt man nicht. Die Uhr wm,de also gestohlen von einem ddeser si,ebenu111:dzw,ainziig Jungen. Na gut, aLso Perlus>trierung! Doch ,das evscheint Professo,r Schnarch zu simpel, zu primitiv. Prüfen:d gleiten seine Augen über die Reihen der Schüler. Sein geschulter Blick bleibt auf Peter Pas,9er haften. Dieser blaße, hochaUJfgeschossene Junge, Vater Hilifsarbciter, hat etwas in -den Aµ.gen, da•s ihn stört, etwas Aufbegehrendes, Rebell.dsches. E's ist eine Physiognomie, der man da1s At1ßerste zutJ:1auen könnte. Allerdings, bei einem so schwier1gen Oharakter wie bei diesem, gilt es beson'ders geschickt zu seirn. „Meine Herren", erklärt Profe.ssor Schnarch mit näselnder Stimme, immer wenn es hitisch wivd, spricht er seine Schüler mit „mein:e Herren" an. ,,Ich werde jetzt diesen Raum verlassen. Wenn ich nach fünf Mi.nuten zurückkomme, liegt die Uhr auf dem Katheder. B-in ich verstanden?" In •der Tür 1aber wen!det er sich nochmals zurück und sagt mit gut gespielter Gleichgültigkeit: ,,Zum Zeichen, daß diese fünf Mint1ten vorüber sind, klopfen si,e an die Türe, Passer." Als der J,unge seinen Namen hört, zuckt er wsammen. Was ,soll ,das heißßen? Der Professor weiß doch, daß er keine Uhr besitzt. Da begreift er plöt:z..- Ctrößtes Vhrenspezialhaus am Platze Ctold- und Silberwaren ED. (jROQER STEYR, Stadtplatz 23 (neben dem Rathaus) Alleinverkauf in Steyr der weltberühmten Schweizer Vhr ,,OMECiA" ,,TISSOT" Ruf 28044 (iegr. 1856 39

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