Steyrer Kalender zur Unterhaltung fine iegenne über nte olgtniusgloite Der Steprer StaOtpfarrttrd)e ;;:f Reisinger Der reiche Eisenhändler Äg;idius P11eitenlad1er, ,der angesehenste Patrizier der Sbadt Steyr im fünfzehnten J,ahrhtlllldert, musterte ärgerlidl die Fuhrleute, die gerade mit Roheisen aus Bisenerz am Stadtplatz anlangten. ,, Wieviel haibt ihr?", fragbe er im herrisdlen Ton. „Sedlzig Zentner, Herr", antwortete einer der Fuhrleute. ,, Nun, .a,ngestrengt habt ihr euro ruidlt", spr:adl unwillig der stolze Bürger und sd1impfte mit den Knedlten. ,, Sedlzig Zentner brachten zwei Fuhrleute von EisenerlZ nadl Steyr. Nur drei Tage hatten ,sie dazu gebraudlt, obwohl das Wetter sdlledlt war." Nadl Eisenerz lu·den die ,Fuhrleute ilire Wagen mit Getreide, das sie in die grüne Mark bradlten. Die Bergbauern der Ei.sener:zer Umgebung bezogen aus Oberösterreidl W,eizen und Korn Uilld vermahlten das Getreide in ihren primitiven Hausmühlen zu Mehl. Preitenladler hatte einen großen Fehler, seinen Geiz. Er raffte ailles ZIUsammen und besaß sdlon ein großes Vermögen. Mehrere Häuser in der Stadt gehörten ihm und Waldu.111gen am Damberg. Sein unersättlidler Hunger nadl Reidltum und Gütern ,dieser Welt w<ar so groß, ,d·aß er ,sidl seiner Sdluldner nie erbarmte. Mandl kleiner Sdlmied, der seinen Zahlungen nidlt nadlkommen konnte, wurde sein Opfer. Ohne Gnade un:d fabarmen ließ er 1dlie Häusdlen der armen Messer- und Nagelschmieid.e versteigern. Und für all seinen Reidltum hatte Preitenladler nur einen Erben, sein fünfjähriges Söhndlen Ägidi, einen blondlockigen Knaben, an ,dem er mit großer Liebe hing. Er nahm ,da's Büblein gerne mit, führte es bei ,der Hand unid erzählte ihm von den Bergknappen , die 2 das fasen aus einem hohen Berg bei Eisenerz gewinnen. Der Geiz Preitenlachevs wurde immer ärger. Es litten nidlt nur seine Knedlte d1arunter, aiudl ·seine Gattin Stephana. Heinridl, ein Pf.erdekned1:t, hatte <lias Unglück, daß ihm das hebste Reitpferd des Herrn, ein Rotfudls, einging. Obwohl sidl Preitenladlers f.rau .für den Knedlt einsetzte, jagte er ihn herzlos davon. Mit Tränen in den Augen naihm der •alte Heinridl die Worte .;eines Dienstgebers entgegen. ,,Idl wünsdle Eudi, Herr, das nöt aumal hiamkumt", spradl er sdlludizmd. ,, Viierzi,g Jaihre hab-e idl in diesem Haus gedient und jetzt gehts mir a so." Nicht ruur bei seinen Dienstboten war Pveitenladier wegen seines Geizes unbehebt, auch bei seinen Fuhrleuten, die da1s Roheisen, -das in Steyr zu bestem Stahl verarbeitet wurde, von fasenerz i,u unsere Stadt beförderten . Niema:ls gaib er ihnen einen Pfenning Trinkg;eJ.d. Baten sie ihn um Bier und Most, schimpfte er mit ihnen in gröbster Weise U1I1:d gab ihnen zu verstehen, daß für ,sie das Wasser gut genug sei. Es war daher kein Wunder, daß die Fuhrknechte zuerst Verbitterung und später ti.efen Haß gegen Preitenlad,er erfaßte. Besonders der Fuhrknedlt Rupred1t hegte gegen den Patrizier maßlosen Zorn und smwor füm sdlon lange Rache 11nd Vergeltung. Ruprecht war ein heimtückischer Mensd1, der kein Gefühl kanin,te. Eines Tages s,aß Preitenlacher bei sei1~en Gesdläftsbüd1ern und sdiimpfte voll Arger über seine saumseligen Zahler. Wartet nur, eure Keusdlen gehören mir, wütete er in sid1 ~·e!l>bst und kam erst zur Bes·innung, als seine Frau Stephana in die Schreibstube trat un·d sdiluchzte 33
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