Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1975

,,Alle ,beide, Gott sei Dank", wie,- derholte der Pflunderer, ,,,denn beim Flügelhornblasen brauch' ich die linke Hand so gut wie die rechte. Weil ich aber Angst gehabt hab' , Doktor, bei deiner ungleichen Behandlung könnten mir auch die Hände ungleich werden, hat mir die Meinige, die Stasi, das was du links und rechts draufgetan hast, weggeran und wi eder die Schmier aufgele:gt, di e alte! " Klar, daß der wackere Doktor Zwiefelstätter ider Schmier des Pflunderer sogleich nachgeforscht und diese eingehend analysi ert hat . Trotzdem aber kann er kein Flügelhorn mehr blasen hören, ohne nicht an die Grenzen seiner Kunst im besonderen und an das Ungewisse im menschlichen Dasein im allgemeinen erinnert zu werden. 3 omme.tmot9e.n Maria Schedlberger-Dumwalder Vogelruf , Amselsang, der Duft der Morgenfrühe in heiliger Stille . Wie belebender Balsam streichelt Tau und Ru ch die atmende Kreatur . Blume11 nidun und grüßen , die Früchre springen herunter und rufen: Greif zu, der Tisch ist reichlich gedeckt für alle! Brüderlich reicht der Sonnenfleck ,dem Schatten die Arme ; es raunt und weht, still und ohne Wort e. Alles ist Gefühl , Erfülltsein , Leben , eintauchen in .die Unendlichkeit der raum- und zeitlos en Daseinsfreude. Tautropfen spiegeln des Himmels ij läue, sei11e Weite und ein feiner Son- »enstrahl streichelt ein Gesicht, das Antlitz des Träumenden. Ein Bienlein summt gesckäftig von Blüte zu Blüte, und ein später Sch111etterling gaukelt über das ·Grüne, zu Rast und Nektar. Alle Hast , alle Unruhe, Zank und .S treit, innen und außen, nah und fern , verweht, vergessen, in einem sternen- :J<tah~n Augenblick eines Sommermorgens . Englismkenntnisse Von A xel A lex CTWÜOSffit Theo ist ein strebsamer junger Mann. Sein jetziger Job als Aushilfskellner gefällt ihm nicht mehr, un:d so ist er auf der Suche nach einer neuen Beschäftigun,g. Eifrig studiert Theo die Anzeigen in der Zeitung. Eine findet sein besonderes Interesse; !>ie schließt mit den Worten: ,,Es wollen sich nur Bewerber mit guten Englischkenntnissen melden! " Theo klappt die Zeitung zusammen. ,,Das ist genau das, was ich suche!" denkt er, und ,er macht sich gleich auf den Weg. Das große Werk liegt etwas außerhalb der Stadt. Er spricht beim Pförtner vor und dieser meldet ihn beim Personail.- chef . Kurze Zeit später steht Theo vor der Bürotür des Gewaltigen, zupft seine Krawatte zurecht und klopft an. ,, Hernin! " tönt eine sonore Stimme . Theo tritt ein, wrd er überreicht dem andern hinter dem Schreibtisch seine Unterlagen. Der Personalchef prüft ,lange die Zeugnisse un:d. Papie.re. Dann mustert er Theo von oben bis unten. „ Wie wir bereits in unserer Anzeige zum Ausdruck brachten, ikommt für den Posten nur ein Mann in Frage, der gute Kenntnisse im El']lglischen besitzt. Do you speak Enghsh?" Theo :Ziieht di e Stirn in Falten. ,.Wie bitte? " ,, Do you speaik Eruglish?" ,, Ich verstehe nicht! " ,,Do you speak English?" ,, Verzeihung, ich verstehe immer noch· nicht! " „Do you speak English?" zischt der Person·alchef. Der Bewerber zuckt 1nit der Schulter. ,, Bitte - was meinen Sie?" „Zum Donnerwetter, ob Sie englisch sprechen?" J.etzt richtet sich der ,strebsame Theo auf seinem Stuhl auf. ,,Okay, okay!" strahlt er. ,,Perfekt - okay! " (GLOB). 59-

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