1 !stevrer Kalender zur Unterhaltung 1 Sie trug die fhr' von Steyr in die land Richard Kutschera Dieses hohe Lob, das Enrica von Handel-Mazzetti in ihrem Steyrer Roman ,,Stephana Schwerdtner", Kaiser Maximilian dem Eisenherrn Joachim von Händel zu Teil werden läßt, triff,t auf die Künstlerin in verstärktem Ausmaß zu. Denn sie trug durch ihre Werke, die eine Auflage von mehr als 1 Million Exemplaren et.reichte, die Kenntnis über die Stadt Steyr weit in diJe Welt hinaus. Sie vermochte, kraf.t ihres Namens, in den T,agen, da nach dem 1. Weltkrieg am Zusammenfluß von Enns und Steyr bittere Not und Arbeitslosigkei,t henschten, weitgehend Hilfe aus fern und nah herbei zu rufen. Das Jahrzehnt 1901-1911, das die Dichterin in Steyr verbrachte, ist als ihr schaffens-ruhmreichstes, aber auch leidensre:ichstes in ihrem Leben zu bezeichnen. Die Vergangenheit <ler Stadt, in .der, sie bei ihrem Onkel Kreisgerichtspräsident Handel-Mazzetti wohnte, entsprach ihrer eigenen Herkunft von Ahnen, die in allen Ku1turkreisen Europas verwurzelt waren. Dazu die Eltern, denen die Tochter Enrica am 10. Jänner 1871 in Wien geboren wurde. Der Vater Hauptmann Heinrich iHandel-Mazzetti war katholisch, wogegen die Mutter, geborene Irene Csergheö de Nemestaskand, Protestantin war. Dies und das Fluddum Steyrs bildeten den zündenden Funken, damit die Fantasie <ler Künstlerin aus der Fülle der historischen Stoffe schöpfen konnte. In Steyr entstanden nach ihren vorherigen bedeutenden Werken „Maier Helprechts denkwürdiges Jahr" und ,,Jesse und Maria", ,,Die Arme Marga2 ret" und „Stephana Schwie11dtner", jene Trilo•gie, die einen „Steyrer-Roman" nennt; geformt aus <lern Zusammenprall des alten und des neuen Glaubens. füer in Steyr mußte die Dichterin erleben, wide ihir Wollen in den Strudel des Modemisten-Streites gezogen wurde. Wie auch verschiedene Kreise in Steyr se1bst, ihren Werken schroff gegenüber standen. Lokalhistorisch interes·sant: es waren keineswegs Dichter, Schriftsteller, die sich bemühten, ,,die Schande, daß ein Weib den ersten Rang 1als Schriftstellerin besitzt, herunterzudichten." Es war Josef Stohl, ein Lebzeltergesell, wie er sich selber nennt, der sagt „ich habe nur <lie Volks- und Bürge~schule mit schlechtesten Zeugnissen absolviert", der es wa·gte, ,,der Armen Margaret", seine „Reiche Margaret" entgegen zu setzen. 1910 geschrieben, behandelte diese „Geschichte aus -dem Steyrtal", aus dem Jahr 1500, in unfreiwilliger Art der „Pradler Ritterspiele", die Schicksale der Schloßherren von Steinlbach, Grünburg und Spülberg an der Steyr, sowie dessen Tochter Margar.et. Wie dies behandelt wurde. ,,Schaurig pfiff der Wind um die Ecke des Schlosses und furchtbar tosend und wild rauschte die hochwogende Steyr zum Fenster herein. Ruhig und langsam hob sich der o-ffenliegende ,schöne, schneeige Busen des auf <lern Ruhebett daHegenrden ohnmächtigen Mädchens . . ." Stohl. der Besitzer des Lebz;elterhause,s am Roten Brunnen, zeigte am Schluß seines 171 Seiten umfassenden Buches, wie sich ·die Steyr auch ander.s benehmen koillllte. · ,,Arm in Arim gingen sie den Fußsteig hinab, der zur Grünen Steyr 33
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