Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1975

Taschnermeister Friedrich Steinhuber Der Bauer war msch in der Hose und 5teckte den Kopf durchs Fenster. ,, Du bist es, P,eter? Hast du noch ruicht geschlafen?" Doch wicht:iger war, den Hengst wieder einzufangen . Der Bauer fand die Stallti.ir offen. ., Wohin kann der Falbe gerannt sein?" fragte er hastig. Peter zeigte ung-ewiß in entgegengesetzter Seite über d,ie Wiesen "hinaus. ,.. Such du in dieser Richtung - kh laufe da hinüber!" Sie liefen jeder nach einer anderen Seite hinaus. Bis Peter nach einem kurzen Umweg zurückkam, fand er Veroni1.ca schon vo<r ,dem Haus. Er lachte leise. ,, Hilf mir suchen, Veronika! Den FailbetJ'hengst finden wir ba1d." Er griH nach ihrer Hand. ,,So kommen wir doch noch zu unserem Spaziergang in dieser Nacht!" Veroruiik,a verlo,r ihr Erschrecken, rascher f.ast, a:ls er es erwartet hatte. Im BaUJJllschatten hinter dem Haus küßten sie sich lange. Der Vater war jetzt weit in dieser Föhnnacht mit dem ,an- und .abschwellenden Wind. Das Mädchen schwieg, soviel ging ihm .alllf einmal ,durch den · Sinn. Jetzt muß er reden, er! dachte es in einer ungewissen Erwartung. Er hat schließlich studiert, und ich bin nur ein einfaches Bauernmädchen gebl,ieben ! Peter atmete heftig. ,, Die Nacht ist noch lang. Suchen wir mitsammen den Hengst, Veronika!" „ Wie hast du den Falben fortlaufen _gesehen?" wunderte sie sich. ,,Bi,st du noch nicht in deiner Kammer gewesen? " Mittere Gasse 1 - Telefon 36 22 4400 Steyr, Oö. Er lachte jetzt offener. Ich hab den Hengst au.s dem Stall gejagt! Ja, ich selber!" Verornika sagte jetzt nichts mehr. Erst bei - den Kiefern vor dem Moor fragte sie: ,,Wohin ist der Hengst gelaufen?" Sie stockte mitten im Wort und fragte forchtsam: ,,Er wird doch nicht ins Moor - - ?" Diese Frage traf Peter wie ein Schlag. ,.Herrgott, der Falben:heng.st im Moor! Und ich hab ihn, hineingejagt!" Er hatte Veronika jäih losgela1Ssen und war schon im Laufen. Wo hinter den hohen Kiefernstämmen das niedere Kriechholz der Föhren begann, hielt Peter zum erstenma:I an und lauschte mit unterdrücktem Atem nach einem Huftritt oder Lauf. Er lockte: ,,Eh, Fa1ber, eh!" Das Moor dehnte sich stumm un!d ·drohend vor ihm in die n:ebelnasse Weite. Nur die B~ätter ;der Bü,ken z,ischten im Föhnwind, der ihm jetzt den Schweiß aus allen Poren trieb . Bald sank er im hastenden Weiterlauf tiefe-r ein; aufquellendes Wasser gluckste bei jedem Tritt auf. Er spähte hinter j-edes Birkengestrüpp, bog die Latschen zur Seite. Nichts, nichts! Da rief er von neuem und rannte weiter durch zischende Bfosche. Näher schimmerte der See. Unv.ersehens ging das schwankende Moor in schrwarzen Sumpf über. Da erkannte Pet-er vor ,sich den Schatten eines großen Tieres. Bis zum Rauch hin:g der Fa-tbe schon ermattet im Sumpf. Peter stand bebend an Armen und Beinen ohne Rat vor dem Hengst. Er 47

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