Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1975

~et Vet~ohuJUJstin9 R. ROMAY ,, Ja, was seh ich denn da, Frau Rat? So ein hübsche.r, neuer Ring. Und am Finger, wo sonst nur die jungen Mädchen so ein gewisses Ringerl tragen. Sie werden sich doch n~cht noch einmal verloben. Nun ja, attmktiv genug wär'n Sie ja noch dazu. Sire halten sich sehr gut. " „Dank fürs Kompliment. Aber liebe Frau von Wolzogen, es ist mein Verlobungsring. Wirklich und w;ahr." „Gehn's, machen S' keinen Spaß. Hab noch nie einen Verlobulllgsring bei Ihnen gesehn, un:d kenrn Sre doch seit Ihrer Mädchenzeit ." ,, Und es ist doch mein Verlobungsring. Sie mögen mir',s g1auben oder nicht. " „J,a, hören Si,e ! Sie werden sich doch nicht scheiden lassen und mit fünfzig nod1 eine . . . ! Ncin, entschuldigen Sie, wo Sie einen so goldtreuen Herm haben, der Sire ohnehin auf ,den Händen trägt. Und fesch ist der noch, der tut's ja noch manchem Ju111gen herunter. Alte Schule! Haben halt noch Haltung! Ach diese jungen Herren! Alles Flegel! " Silvestertraum Kiudergläubig, eiust vor vieleu ]ahreu , Saheu wir ius dickte Flockeutreibrn , Hoffteu auf eiu uubekauutes Glüdi. Ack - die _großen Lose waren Nieten - Weiße Sterne, die herniedersckwebteu - Uud beim nächsten Sonnenschein zergeh'n ... Wieder ist eiu Jahr ins Grab gesunken - Auck das Flitterwerk vergang'ner Träume Sckmilzt wie Sckueekristall - es war so sckön! Josef Klell 36 ,, Aber! Aber! Liebe Frau von Wolzogen ! Ich kenn recht feine, manierliche junge Leute. Grad jetzt hat so einer unserer Jüngsten den Kopf verdreht, und j-etzt trägt sie halt auch schon so ein Ringerl, mit ihren achtzehn Jahren. Ein bisserl früh halt. Ich war damals 20, als wir uns wrlobten." „Was? Ihr Regerl hat ,s,ich v;edobt? J,a so was! Und wer ist der Aus-erwählte, wenn id1 fragen darf? Kenn ich ihn?" ,,Nein, kennen werden Sie ihn nicht. Er ist Ju,ris,t, in guter Stellung. Dr. Kamprath. Zuverlässig, tüchtig, strebsam. Und Manieren hat er, fai;t schon wie mein Gemahl. Dem ist d,er künftige Herr Hofrat schO'll aufs Gesicht geschrieben. Dabei trotz allem ein faszinierender Ges-ellsdlafter. - Ja, richtig, mein Verlobungsring. Das möchten Sie doch auch wissen. Scheiden }assen? Was Ihnen nicht einfällt! Ich mich sch-eiden lassen! Du lieber Himmel! Aber mcin Verlobungsring ist es, un:d drci Monate vor unserer Silbernen hab ich ihn bekommen." ,, Vor Ihrer SiLbernen? " ,, Ja, vor unserer Silbernen." ,, Und bei Ihrer Verlobung?" ,,Da bekam ich :z;wei Paar schöne, warme Schuhe zum Wechs-eln, wie er sa.rgte, denn mein Herzallerliebster befürchtete, daß id1 mir mit meinen zarten ,Ballschuherln', die ich als eitles, junges Dinger} trng, meine ,rosigen Zeherln' erfröre. Oh, er war so besorgt! Wenn auch schon ,doctor juris' , war er mit seinen 26 noch immer der bedächtige Bauernsohn, so g,es·etzt, daß ich mir mit meinen 20 fast wie ein Ganserl vorgekommen bin. Er dachte an ,alles : An die Einrichtung, an die Wäsch', dras Geschirr, das Trafelzeug, die Hausapotheken, nur an einen Verlobung.srirrg rncht. Er hatte ja die Eheringe sd1on längst in s,eiruer Ta.sehe un:d :zJeigte :sie mir vol) Stolz. Achtrehnkaratig ! Gewichtig, fürs /

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