steht ein gelbes Metallgerüst vor dem Ausblick . .. Ich wußte ja von allen diesen Veränderungen - dennoch ergreift mich hier die Wehmut . - Ich läute an der Eingangstüre. Ich möchte die wenigen Stükke, die aus der Ha nd des Meisters und seiner Schüler noch hier vo,rhanden und zu be,sichtigen sind, sehen - ha.Ge ich Blümelhuber doch seinerz.eit selbst an diesen Werken arbeiten gesehen! Wie deutlich mir jetzt, da ich vor der Viila stehe, das Atselier Blümelhubers in Erinnerung tritt! - Ich läute wieder - ni emand öffnet. - Ein kalter Wind hat sich erhoben und der Abend des Vorfrühlingstages zieht mit einem leichten Schneegestöber ein. Mich fröstelt. Da führt mich die Erinnerung in das verschlossene unbeleuchtete Haus hüiein und im Nu wird es hell und warm um mich herum. Onkel Blümelhuber sitzt in seinem „Meisteratelier " vor ein em gro - ßen Arbeitstisch, auf dem eine grof! e Anzahl aller Arten von Meisseli~ liegen. Er arbeitet an einem Stück Eis;;:;, aus dem bereits ein Frauenkopf heraus - gcmeisselt erscheint. ,, Es wird der GriH zu einem Bergwerksstock für Wittkowitz", erklärt er mir. Daneben ruht auf einem Holzstück ein anderes, angefangenes Werk. Es soll die „Hand des Schöpfers" werden. Und Midrnel Blümelhuiber erzählt von seinem großen Werk, dem Schlüssel zum Dom von Lim:, sowie von den hohen Persönlichk eiten, die bei ihm zu Besuch gewesen, nachdem er dieses aus Stahl so kunstvoll geschnittene Weclc vollendet hatte. Und dann ladet er mich ein, mit ihm zur Küd1e hinunterzugehen, um dort das Nachtmahl einzunehmen. ·während des Essens . das wir mit seinen engsten Verwandten einnehmen, die ihm seinen Haushalt hihren, ist er fröhlich, ausgelassen und bringt in urwiichsiger Art im oberöster - reichischen Dialekt lustige Geschichten zur Sprache. Durch das offene Kiichen „ fenster dringt Blumenduft vom Gar ten in den Raum hel'ein. - Die Lieblichkeit dieses Erinnenmgsbildes erstirbt an einem jähen Windstoß und an einem liirmend vorbeifahrenden Lastauto. - Id1 ziehe den Mantelkragen hod1. Nachdem ich den Text der an der Villa angebrad1ten Gedenktafel gelesen hahe, madle ich mim auf den Rückweg von dieser Stätte meiner Jugenderinnerung zum Hotel. ll/.nJ so ietn es~ wet kann 56 Hält der Winter , der herbe, die Erde in Haft, daß kein Grashalm mehr grünt im erstarrenden Land, daß die Schollen im Strome sich türmen zur Wand - steigt doch leis in den Bäumen- und Sträuchern der •Saft. Kommt der Frühling dann endlich mit Klang und mit Duft, von der Zugvögel strömenden Scharen umrauscht, da erwachen die Lieder und jedes Ohr lauscht , und die Herzen entsteigen der frostigen Gruft. Und so lern' es, wer kann : nicht der Tod hat Gewalt , mögen Winter und Frost auch zermalmen die Welt: wer als Kämpfer gelebt, ist im Sterben ein Held und steht auf als ein Sieger in neuer Gestalt. Othmar Capellmann
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