Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1974

ln memoriom fflidloel Dlümelhuber Von Grete Hofstädt er Seit den Jahren meiner Jungmädchenzeit bin ich nicht mehr in Steyr gewesen. Jahrzehnte sind seither vergangen. Nicht, daß ich das Bild der alten, lieblichen Steyrerstadt, der Geburtsstadt meiner Eltern, aus dem Bereich meiner Interessen entfernt hätte - im Gegenteil. Die Erinnerung an reizende, verträumte Gäßchen, an das Haus, in dem einst die Großeltern wohnten und wo ich viele Monate meiner Kinderzeit verbrachte, sind tief in meinen Gedanken verwurzelt. Nur wenige Tage vergehen, an den ich nicht an jene längst vergangenen Dinge zurückdenke - ja selbst im Traum sehe ich mich manchmal als kleines Mädchen an der Hand des Großvaters den sonntäglichen Gang zur Michaelerkirche ma - chen. - Doch Beruf, Pflichten, schicksalsbedingte Lebenswendungen verschiedener Art und die heute alle Menschen so sehr beherrschende Zeitnot haben mich immer wieder gehindert, einen erneut geplanten Aufenthalt in Steyr in die Tat umzusetzen. Nun aber kam ich doch hierher. Mein Aufenthalt sollte nur ganz kurz sein. Aber ich bin an allen Stätten gewesen, die mir einst so vertraut waren ; ich bin in die Stadtpfarrkirche, über die Schloßpromenade, am Ennsufer entlang, über Stiegen und Hügel gegangen und habe voll Bewunderung die im Stil vergangener Jahrhunderte erbauten Häuser des Stadtplatzes betrachtet. Gotik, Renaissance, Barock. Während dieses besinnlichen Spazierganges kam mir der Stadtplatz jetzt wie ein kostbares Kleinod vor, das ich wohl kannte, aber schon seit langer Zeit nicht mehr betrachtet hatte und das mir nun umso deutlicher seine Schönheit offenbarte. - Vorbei am malerisch schönen Zusammenfluß von Enns und Steyr, über die Schlüsselhofgasse hinaufgehend, bin ich schließlich bei der Blümelhubervilla angekommen. Als ich hier das letzte Mal bei Pro>fes - sor Blümelhuber zu Gast war, ist es Sommer gewes·en und ich hatte ein rosa Kleid an. Der Garten der Villa war damals ein Traum von Rosenspalieren und gepflegten Rasenflächen, die bis zur Straße hinunterreichten. Der Herr Professor stand lachend in der Eingangstür seines Hauses und sah mir zu, als ich einige Rosen von den Stöcken schnitt. Er nannte mich, die mit ihm mütterlicherseits verwandt war, sein „ herzjges Nichterl ". Heute sehe ich hier ke.ine Rosenspaliere oder Rosenstöcke . . . Dagegen fällt mir die Mauer auf, die um die ganze Vorderseite des hügelig angelegten Gartens gezogen Ist - und di,e in rascher Folge vorbeifahrenden Autos stimmen( tmich traurig. Das S-teinbarrd unter dem Dachgesims trägt wie in jenen Sommertagen die Aufschrift : ,,Landeskunstschule für Stahlschnitt" . Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße '::Bach6odenft_(!JllfTJ(lll f]h • _,_, LL .,., LLma Maßanfertigung Alleinerzeuger IN HOLZ UND METALL KARL TOST STEYR-GLEINK, GABLONZERSTRASSE 25, TELE,fON 07252 / 36 44 55

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