Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1974

F. SCHüTZNER u. SOHN OHG ,ce)..- SANITÄRE AN LAGEN ZENTRALHEIZUNGEN OLFEUERUNGEN 4400 STEYR, Schönauerstraße 3 - Tel. 3206 u. 3231 laut. Anneliese markierte immer noch die Optimistin: ,,Weglaufen können und wollen wir nicht. Vielleicht ist er ja ganz nett!" Der Professor, ein fast hünenhafter Mann mit einem roten, g,esunden, ein wenig bäuerlichen Gesicht, erwartete sei - ne Prüflinge schon ungeduldig: ,, Tut mir leid, meine Herrschaften, daß ich Sie nun behelligen muß. Aber der für Sie vorgesehene Prüfer ist weg,en einer dringenden Familienangelegenheit soeben in sei - ne Heimatstadt gerufen worden. Nehmen Sie also mit mir vorlieb! " - ,, Hoffentlich ist es kein Todesfall!'' sagte Ulla mitfühlend. Der Professor lächdte gutmü"tig: ,,Der Herr ist Vater geworden. Aber es hat ein paar Komplikationen gegeben. Daher ... " - ,,Gott sei Dank also ein im Grunde erfreulid1er Anlaß!" atmete auch Margret auf. Sie empfand in diesem Augenblick fast ein wenig Sympathie mit dem Privatdozenten. Der Professor dagegen begnügte sich damit, ihnen die Bogen mit den Prüfungsfragen auszuhändigen und ihnen ganz freundJim „guten Erfolg" zu wünschen. Es war bereits Abend geworden, als er sich von seiner Prüfgruppe mit einem leichten Kopfnicken und der Mitteilung verabschiedete: ,,Wir sehen uns dann ü,bermorgen zur gleid1en Zeit in meinem Zimmer. Ich hatte es heute an Herrn Professor Hermann abgetreten, weil id1 eigentlid1 frei sein wollte. ]eh deruke wir machen nun auch nom den kleinen miindlid1en Test miteinander a,b !'' Natürlich dachte niemand daran, auf seine Bude zu gehen. Bernd schlug vor: ,, Ich stifte eine Pulle goldenen Oktober. Hast du nom was zu knabbern für uns, Anneliese?" - ,, Wird sich wohl nod1 was finden. Aber ich muß mid1 doch sehr wundem. Was willst du denn feiern? Daß wir durmgefallen sind? " - „ Unsinn, Mädchen, wir sind sd10n halb im Ziel!" - ,, Hoffentlich stolpern wir nicht noch auf den letzten Metern!" Anneliese tat skeptismer, als sie war. In der Runde um ihren Mahagonitisch ging es hoch her. In fast penibler Gründlichkeit gingen sie Frage für Frage ihre Prüfungsaufgaben nom einmal durch und verglichen ihre Antworten, die sie niedergeschrieben hatten. Mehr als einmal hörte man Aussprüche wie diese: ,, 0, ich Esel!" oder: ,,Ich war ja wohl völlig mit den Nerven herunter!" - ,,Hilft nun alles nichts, Kinder! " lachte am Ende ihrer Ueberlegungen Anneliese. ,,Jeder prägt sich nom einmal genau das ein , was er verkehrt gemacht haben könnte und merkt sich die richtigen Antworten. " - ,,Natürlich! Wir können beim Mündliclien ja nicht plötzlich wie ein Ochs vor dem Berge stehen! " stimmte Bernd zu. Sie waren schrecklich aufgeregt, als sie zur festgesetzten Stunde vor dem Zimmer des Professors warteten. Gerade kam eine Gruppe mit recht nachdenklichen Mienen heraus. Aber es blieb ihnen keine Zeit, etwas auszukundschaften. Schon mahnte Professor Leuteritz lächelnd: ,,Darf ich bitten? Sie möchten doch sicher auch noch etwas von diesem Abend haben. Sorgen Sie bitte dafür, daß meine Kinder ihren Vater wenigstens noch zum Gutenachtsagen begrü - ßen können!" Das Lächeln des Gelehrten machte sein ernstes, strenges Ge53

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