Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1974

Sie klopfte an und trat ein. Es war ein enger, düsterer Raum. An den Wänden standen hohe Regale! Hinter dem Schreibtisch saß ein alter Mann, der Zahlen auf ein Papier kritzelte und dabei ununterbrochen vor sich hinsprach : ,, Zweiundsiebzig, sechsundachtzig, dreiundneunzig . . ." Die Kleine hatte sich Wort für Wort ihr,e Frag•e :rurechtgelegt. ,, Ich möchte fragen, bitte, wer das Geld für mich bezahlt! " Der Mann hob den Kopf und blickte über seine Brillen hirnweg. Die Haare standen in einem weißen Schopf nach oben. Das ·sah sehr komisch aus . ,, Du heißt?" ,, Maria Mellnigg. " ,,Doppelwaise? " Sie nickte. Er stand auf, trat vor das hohe Regal, zog eine Mappe heraus, auf der die Buchsta1 ben „Me" standen und blätterte eine Weile lang darin. ,, Schickt dich deine Ziehmutter?'' ... ~i.eBe>t d.o.cft fi~etrft ,, Nein, ich komme selbst. " „Ist etwas nicht in Ordnung, mit dem Geld meine ich? Für das Uebrige ist die Abteilung V zuständig." ,, Es ist alles in Ordnung; bitte. Bloß, ich möchte fragen: Wer ist das, der für mich das Geld bezahlt?" Der Mann setzte sich wieder an seinen Schreibtisch. ,,Der für dich das Geld bezahlt?" wiederholte er, um Zeit zu gewinnen. Dies war eine sonderbare Frage, 1nit der man nicht so schnell fertig werden konnte. Rechnungsoffizial Leopold Galeitner war ein einfacher, bescheidener Mensch. Er versah sein Amt, so gut er es vermochte. Aber lb.in und wieder kam etwas an ihn heran, das über das Gewöhnliche hinausgriff und nicht auf die übliche Art erledigt werden konnte. Er sah die Kleine in dem dürftigen, roten Kleidchen vor sich, sah das schmale, blasse Gesicht, in dem so viel frühes Leid, soviel grenzenlose Verlassenheit stand, sah wie gespannt die Kleine auf seine Antwort wartete, so gespannt, als II STEINMASSL-MOBEL aus STEYR, WOLFERNSTRAIS>SE 20 - TREiFON 22 97, sowie aus unserem Spezialgeschäft Steyr, K-irchengasse 9 - Tel. 25 36 Zinsenfreie Teilzahlung Höchstrabatt Service-Garantie 48

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