Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1974

ßo.t:o6,~)Jat.6 von. ~et Veteins~u1.ck.etei Strauch steht mit Recht in hohem Ansehen. Eine alte Redens•art sagt man zum Beispiel: ,,Vor dem Hollunder zieht der Bauer den Hut herunter! " Es ist nicht gleichgültig, wann die Kräuter ges•ammelt werden. Am besten sind hiezu die Wochen „zwischen a Frauntagn" geeignet. Diese Zeit zwischen dem „Großen Frauenta,g" (Maria Himmelfahrt) und Maria Geburt am 8. September, dem „Kleinen Frauentag" samt der anschließenden Oktav trägt aud1 den Namen „Frauendreißiger". In diesen dreißig Tagen, so lautet die Volksmeinung, sind alle heilsamen Gewächse mit dreifacher Kraft und be·sonderem Segen ,ausgestattet. Ihre Heilkräfte sind am wirksamsten und daher ziehen die ,,Wurzgraiber" und die „Kräuterweiblein" aus, um in Wald und Flur die bewährten Heilpflanzen zu suchen. In den westlichen Alpenländern wird zumeist eine bestimmte Anzahl von Kräutern (7 oder 9) zt, Weihbusehen gebunden und am „Großen Frauentag" zur Kräuterweihe in di e Kirche getragen. Kräftiger Kräutergeruch und Weihrauchduft durchziehen dann das Gotteshaus und das Volk erinnert sich dabei gerne der Legende, in der e, heißt, daß das verlassene Grab Mariens mit Blumenzier und Kräuterduft erfüllt war. Die Kirche hat sich damit einer schönen Volksüberlieferung angenommen und ehrt mit ihrer Weihe die heil- und nutzspendenden Pflanzen. Besondere Wertschätrung - um noch einige zu nennen - genießen: Augentrost als Eittennittel sowie zur Reinigung und Stärkung der Augen; Anis mit vielfältiger Verwendung; Baldrian, ein bekanntes Beruhi.gungsmrittel; Eibisch als schleimlösend und zum Gurgeln. Hederichsamen mit Wermut gekocht heilt Gelbsucht, und gegen Krämpfe und Hauterkrankungen ist die Kamille als rechtes Hausmittel bekannt. Geschätzt sind noch die verschiedenen Arten von Minzen, besonders die Pfefferminze, und als Allerweltsheil - vor allem bei Magenleiden - das Tausendguldenkraut oder Muttergotteskraut. Thymian , Quendeloder Kudelkraut tut gute Wirkung bei Kopfweh, wird aber auch gerne dem Vieh ein:gegeben oder als Schutzzeichen über der Stalltür befestigt . Der schon genannte Wermut erweist sich als verdauun1gisfördernd urrd fieberlindemd. Auch Sanikl, Mutterkraut, Sellerie, Farl}· kräuter u. v. a. erfreuen sich großer Verbreitung und Beliebtheit. All diese Kräuter bringen den Menschen Heilung und Schutz, werden dem Vieh zur Linderung von Übel un,d Krankheit ins Futter gegeben und zur Abwehr von Unheil an bevorzugten Stellen im Haus aufbewahrt. Uralter Volksglaube, jahrhundertelange Erfahrung und der naturnahe Sinn unseres Volkes haben uns in ihnen heilbringende Kräfte und Säfte beschert und bewahrt. metallbau schlollerei august riesner 46 A-4400 steyr siegfr.ied-ma,rk,us-stra~e teiefon O72 52 / 47 54

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