Leberblümchen Von Maria Schedlberger-Durmvalder Am Waldrand, wo Sonnenkringel im Laub des Vorjahres flirren, lachen die ersten blauen Augensterne herauf. Buschwindröslein entfaltet sein weißes Röcklein u. das grüne Unterkleid steht weit sichtbar, davon ab. Im Vmjahr habe ich mir sorgsam ein Leberblümchen mit Wurzeln ausgehoben und meinem Berggarten einverleibt . Nun zo·g es mich in den ersten Frü1 blingstagen gleich dorthin. Aber, ich war arg enttäuscht. Bei meinem MiniaturFelsblock war das Lebe11blümchen noch im Schlaf. Ich meinte sogar im tie.fen Schlaf. Die Blätter waren alt und lagen mehr, als sie standen. Zu wenig Sonne sagte ich mir. Am nächsten Morgen war ich wieder dort, jetzt waren die Blätter abge6allen und gar nichts mehr zu sehen. Ich ergaib mich darin, ~ben keine Blümchen wachsen zu sehen. Es mußte am lehmigen Erdreich liegen. Immer wieder trieb es mich zu dem kleinen Platz. Welch ein Wunder r Am Boden. wo vor Tagen das Nichts zu sein schien, leuchtete es silbergrau, wie ein Nest - 1 chen und darin waren feine, blaue Stellen. Andern Tages waren es zwei winzige Blütenköpfe, einer größer, einer kleiner. Wie Arme, lagen rauh und vom Haarkleid geschützt, zwei Blätterrollen um das Pärchen. Wieder ein neuer Tag. Das Erstgeborene war um einen Kopf größer gewor,den, das Schwesterlein war halb so hoch. Die Blätter, die Brüder, hoben den Ständer, um die Umarmung zu lösen. Bald würden auch im Berggarten frische LebeJ:tblumen im den Tag, in die Sonne und in die Umwelt lachen. Die Krokus und Primeln werden zurückgrüßen, wie es sich unter Blumennachbarn gehört. So o.ft ich am Waldweg vorübergehe, lachen neue Blauaugen zu mir herauf . Fast immer sehe ich Menschen, die wie hungriges Vieh, in den Blumen grasen. Wer nur ein kleines Sträußlein nimmt und sie daheim mit Liebe pflegt, dem sollen sie Freude bereiten. Wer jedoch keine Ehrfurcht vor ,dem Blühen, vor dem Leben hat, der trägt sie fest, wie der Neid, in der heißen Hand und läßt sie, bei der erstbesten Gelegenheit, halbwelk, zu Boden fallen . Sein Glück, seine Sucht, das Finden und Erraffen ist gestillt. So fallen sie, die armen Leberblümchen und wie sie noch heißen mögen u. verschmachten am Weg, von achtlosen Füßen zertreten. 1 j mer 11JPüger Geweihtes Land, 7 geweihte Heimaterde ; die Furche, die ich ziehe, und der Pflug, der Quell, daraus ich trinke, und der Kmg, ihr seid geweiht: Und also pflüge ich mit ewiger Gebärde dich, heilig Land, geweihte Heimaterde. R. Romay 1 1 1 41
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