Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1973

der Damberggasse gab es noch e11mge Häuser in der Altgasse und in der Fuchsluke. Darüber hinaus herrschte die Landwirtschaft mit den großen Höfen wie Seppbauer, Kammermayr, · Platt:ner usw. In der „Langen Gasse" hörten die Häuser bald hinter der früher erwähnten Mautstelle auf. Unser „Engelhof" lag bereits auf dem Lande. Die Schli.is<selhofgasse endete mit der Jägerkaserne, deren Objekte man im Gebiete der Höheren Technischen Lehranstalt noch herausfinden kann. Auf der vom Rennverein unterhaltenen Rennbahn fanden im Sommer mehrfach Tmbrennen und im Winter Gasselrennen statt. Die Blümelhuberstraße führte damals noch keinen Namen und führte als elender Karrenweg_ auf das Plateau des Tabors. Oben breiteten sich um den Posthof rechts und links prächtige Felder aus, die wir im Herbst mit Vorliebe zum Drachensteigen benützten. Schnallentor, Friedhof und Tabor waren die einzigen Gebäude am Rande der Stadt. Die Artilleriekaserne wurde erst 1907/ 8 erbaut. Das Steyrdorf (die Sierninger Straße) eiistreckte sich bis zu den Häusern der Neug,asse. Der Spitalbau wurde erst kurz vor dem el'Sten Weltkrieg in Angriff genommen. Das einzige, was in Steyr wirklich unverändert geblieben ist, ist Unterhimmel mit seinen Auen. Die Stelzhamerstraße hieß damals Valeriestraße und dahinter gab ' s noch Neulust und die Huber'sche Dampfsäge und ganz vereinzelte Häuschen. Die Garstner Allee bot mit ihren prächtigen uralten Kastanienbäumen ein schönes, geschlossenes Bild, rechts und links Felder und Wiesen. Die Reithoffer'schen Gummi- und Kabelwerke setzten alle Jahre neue Zubauten in der Richtung Pyrach an. Die Brotfabrik Reder kam erst im Jahre 1912 in Betrieb. Am rechten Ennsufer breitete sich ganz langsam die Neuschönau immer weiter fluß aufwärts aus, während der lsabellenhof (damals Sahan benannt) allein außerhalb der Stadt lag und als Ausflugsziel betrachtet wuiide. Für den Fußgängerübergang über die Eisenbahnbrücke mußte man eine Maut von zwei Kreuzern zahlen. Ein beliebtes Gasthaus war der Märzenkeller in der Eisenstraße wegen des dort ausgeschenkten vorzüglichen Bieres. Damit ist nun der Rundgang beendet und Sie können sich vorstellen, wie klein damals Steyr war. Obschon nicht mit dem heutigen Thema zusammenhängend, möchte ich noch einig-e Worte über Josef Wemdl anfügen. Ich habe das Empfinden, daß Josef Werndl in Steyr heute nur mehr als sagenhafte Gestalt angesehen wird, die irgendwann vor langer Zeit gelel:it, ein Gewehr erfunden und damit viel Geld verdient hat. Von seiner Genialität hat man kaum noch eine Ahnung. Ohne mich auf Einzelheiten einzulassen, will id1 auf einen Umsatnd hinweisen, daß ihm nur 21 Jahre - welch kurze Zeit - zur Verfügung standen, um das Riesenwerk aus dem Boden zu stampfen. Er hatte im Alter von 25 Jahren im Jahre 18 55 den Betrieb seines Vaters übernommen. Sein Gewehrmodell wurde im Jahre 1867 angenommen. Natürlicherweise begann die Massenerzeugung erst im folgenden Jahre und 21 Jahre später, im März 1889, raffte ihn eine Lungenentzi.ittdung weg. Es war und ist für Steyr ein großes Unglück gewesen, daß ihm kein längeres Wirken beschieden war. Johann Reder 2x PHOTOHAUS THEM 4400 Steyr, Bahnhofstra~e 7 - Telefon 2 81 OS Filiale: Münichholz, Klarstra~e S - Tel. 2 84 SS 43

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