,,Der krumme Hoffinger mit der Zi– ther und der blinde Neuhuber mit der Geige - das sind die zwei rechten Leute, die sich der Toni schon längst gewünscht hat. Die setzen ihm die Melodien zu seinen Liedern und zu seinen Chorstro– phen und spielen ihm neue vor, zu de– nen er neue Texte dichtet. Und wenn gar die Fanni singt, dann fliegen die Stunden." Vielleicht hat er dieser Fanni Hol– zinger ein bißchen zu sehr in die Augen geschaut. Davon ist nichts überliefert. Wer hängt seine Liebschaft auch aus wie ein Gartenschild? Jedenfalls begannen in diesen Sommertagen 1846 seine Dich– tungen zu klingen, Melodien zu den Versen fanden sich wie von selbst hinzu. So ist es Sehessers „Kaisaliad", sei– nem „Ghoamniß" und seinem „Hoam– weh" geschehen. ,,'s Ho·amweh" ist aber hin anderes Lied als das „Erzherzog– Johann-Lied", das über die ganze Welt gegangen ist und wegen seines Jodlers vor allem von unseren Sängerinnen gern als Bravourstück gewählt wird. Wie wurzielt auch die'ses „Hoamweh" tief im Volkstümlichen, sonderlich in seiner ersten Strophe: „ Wo i geh und steh, tuat ma 's Herz so weh Um mein Steiermark, das glaubts ma gwiß ; Dort, wo 's Stutzer/ knallt und da Gamsbock fallt, Wo mein guata Herzog Johann is." Der „Losstoana Toni" war um diese Zeit schon schwer krank. Das Herum– ziehen im Lande mit seinem unregel– mäßigen Leben hatte seine Brust ge– schwächt. Immer länger war er - der Vater war bereits gestorben - im Stei– nerhäusl zu Stiedelsbach, das seiner Schwester gehörte, geblieben. Hier war aber Schmalhans Küchenmeister, und so ging der Bruder, wenn die Not aufs höchste gestiegen war, stets von neuem mit seiner kranken Lunge in die Weite, um wieder Land zu vermessen. Im Sommer 1846 besucht,e Herzog Max von Bayern, der spätere Schwieger– vater des Kaisers Franz Josef, die alte 48 Salzstadt am Traunsee und wurde auf Anton Schosser aufmerksam. Der Herzog, ein Liebhaber und Förderer der Volks– poesie, veranlaßte den Dichter, seine Lieder in Buchform herauszugeben. Sie erschienen 1849 bei Friedrich Eurich in Linz unter dem, wie damals üblich, lang– atmigen Titel „Naturbilder aus dem Leben der Gebirgsbewohner in den Grenzalpen zwischen Steiermark und dem Traunkreise". Sie sind Herzog Max gewidmet, der ihrem Dichter als Aner– kennung eine goldene Medaille zusandte. Wie so oft im Leben eines Dichters, so kam auch für Anton Scho,sser diese Auszeichnung zu spät. Sie vermochte seinem Geschick keine günstige Wendung mehr zu geben. Auch die Unterstützun– gen des Fürsten Karl Auer,sperg, Besit– zers der Herrschaft Losenstein, und des Abtes Benne von Admont fruchteten nur noch wenig. Der Dichter hatte sich er– schöpft in seinem BeruEsleben. Eine fort– schr,eitende Melanchohe, wie sie Lungen– kranken meist zu eigen ist, hat ihn wohl noch Lieder von einmaliger Ver– bundenheit mit der Natur und dem Dasein des Alpenbewohners erfinden lassen, sie hat ihm aber auch immer mehr seinen Lebensmut genommen. Daß er sich im Sommer 1849, nach längerem Aufenthalt im Häuschen der Schwester, aufraffte und nach Steyr ging, um neuen Erwerb zu suchen, kann nur aus der bittersten Notlage v,erstanden werden, in der er sich je befunden hatte, nicht zuletzt aber auch aus seinem Stolz, der ihm verbot, immerfort wie ein Bettler vor seinen Gönnern zu erscheinen. Seine Losenstein.er Freurrde, der Bader Linde– mayr, der ihm „D' Klausn bein Bach" erbaut hatte, und der Schulmeister Jung– wirt, wußten kaum, wie sch,lecht es mit seiner Börse bestellt war. In einem Gedicht „Abschi,ed von Los– stoan" reißt er sich blutenden Herzens von der Heimat los. Ahnungsvoll heißt es in der letzten Strophe: ,,0 segne das Losstoana Tal, Du gütiga Himmel allmal ! Gib eahm d' Freud, Guadi Zeit, Sdtütz' s vor Leid - Sögn si all ."
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