Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1972

JlWEIHNAOH1rENf Von Margarete Gründ/er Als die Dämmerung hereinbradl, ver– ließen die letzten Zedler die Gaststätte. Sie gingen heute früher als sonst, denn es war Heiliger Abend. Eben wollte der Wirt die Haustüre schließen, als ein letzter Gast eintrat und sidl mit einem unverständlidlen Gruß an einen der sdlweren Eichentische setzte. Es war bereits dunkel im Raum, nur durch die offene Tür, die zur Küdle führte, glitt, der Sdlein des Herdfeuers über die Dielen. Der Wirt war an den Fremden heran– getreten, um ihn nach seinem Begehren zu fragen und dieser bestellte einen warmen Imbiß und ein Glas Bier. Dann entledigte er sich des Mantels, der sdllotternid seinen Körper umgab urnd. hing ihn an den Haken. Seine Bewe– gungen waren unsidler und zögernd, als 3J.tum.eK. 6.e'-eite"' &te~ 1,wud.e da~um bie~et Ihnen geschmackvolle Arrangements für jede Gelegenheit 44 Josef Schittenberger Gärtnerei und Blumengeschäft STEYR, Altgasse 4, Tel. 25 78 Auch .F L E U R O P" - Versand müsse er sidl erst zurechtfindep.. Als er einer Zeitung gewahr wurde, griff er hastig danach und setzte sidl wieder an seinen Platz; aber er sdlien nur die Schlagzeilen zu lesen, sei es, daß es zu dunkel war, immer wieder wendete er das Blatt, um es sdlließlidl von sich zu schleudern, wie etwas das unnütz für ihn war, mit dem er nichts anzufangen wußte. Der Wirt brachte das Bier, sdlaltete ein sdlwadles Licht ein und versudlte mit seinem späten Gast in ein Gesprädl zu kommen; woher er wohl kam an diesem Abend? „Wir werden Schnee haben", meinte er, indem er sich zum Fenster wandte. ,,Schnee?" tat der andere so verwun– dert, als könne er sidl im Augenblick nichts darunter vorstellen. ,,Ja, ja, Sdlnee", bestätigte er dann, als wolle er eine Zerstreutheit verber– gen. ,,Die Zeit ist da", meinte der Wirt, ,, es war ohnedies ein langer Sommer." „Ja, die grelle Sonne an den weißen Mauern", erwiderte der Gast in Gedan– ken verloren, ,,so drückend heiß ist das gewesen." „Der Herr kommt wohl aus der Stadt?" „Natürlidl", beeilt sidl der Fremde zu sagen, ,,er habe hier nur Aufenthalt, sein Zug führe erst vor Mitternacht ab, ob er wohl solange hier bleiben dürfe, er wolle gewiß nidlt stören, denn an diesem Abend ..." Der Wüt schien nicht erbaut über dieses Ansinnen, ging in die Küdle zu– rück und sdlloß die Tür hinter sidl. Der Mann war wieder allein. Hastig trank er das Bier aus und wollte gehen, aber er erinnerte sich, daß er das Essen be– stellt hatte. Es war still im Raum und aus dem Dämmern krodl das Grauen empor; er vermeinte das Pochen seines

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