Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1972

<0uinJJsTEYR Führendes Haus mit großen Sälen für Tanz, Variete, Kon– zerte undKulturveranstaltungen Angenehmer Aufenthalt in den renovierten Stüberln u. im Cafe bei aufmerksamer Bedienung (iute Küche - (iepflegte Weine Fernsehmöglichkeil Leitung: 76@eJ<t lL. J.t4,fi (j) l<eUU'LIJeß. STEYR Leopold-Werndl-Slraße 10 Telefon 2929 volle Läuten der Hausglocke vom Hof des Vaters herab. Ist Feuer ausgebro– chen? Er springt hinaus in das Regen– strömen und rennt die Anhöhe hinan. Um seine Füße klatscht die gelbe, rei– ßende Flut. Daheim trifft er die Mutter, wie sie zitternd am Glockenstrang zieht. ,,Wo bleibst du so lang?" stöhnt sie. „Der Vater ist mit dem alten Knecht oben im Waldgraben - der hat sich mit entwurzelten Bäumen verlegt - das Wasser steigt in der Schlucht - wenn es überschwillt und herab über die Fel– der kommt, schwemmt es die >?anze Erde von den Feldern - dann ist alles aus!" Einen Augenblick steht Hans starr. Er weiß nicht, wie ihm plötzlich ie– schieht. Wenn die Erde fort ist, was bleibt dann noch? Er rennt aus dem Hause. Erde - Erde! Wie ein stummes Leben qrängt sich ihm der Boden entgegen. Einmal stürzt er; seine Hände fassen in die nasse, dunkle Ackererde. Oben im Waldgraben wirft eine Sturmlampe düsteren Schein über 40 die brodelnde Flut. Unterhalb der Wirr– nis, hinter der sich die Wasser stauen, arbeitet der alte Bauer, um in dem Gewirr einen Abfluß zu hauen. Hans springt in die Senke hinab. Der Bauer wirft einen kurzen Blick auf den Sohn, dann schaffen sie wortlos nebeneinander. Jäh schreit der Knecht von der Höhe der Schlucht herab: ,,Fort, Bauer, das Wasser drückt durch! " Hans faßt den Vater am Arm. Da splittert ein quergelegter Fichten– stamm. Ein dicker Wasserstrahl ergießt sich über die Männer. „Herrgott!" stöhnt der Bauer und fühlt den Boden unter sich weggleiten. Hans umschlingt mit einem Arm den absinkenden Körper des Vaters und klammert sich mit dem andern an jun– ges Gesträuch. Mit schwerer Mühe retteten Hans und der Knecht den Bauern aus dem Graben. Oben lehnte der Bauer stumm an einer Tanne und blickte in die tosende Dun– kelheit. Hans - der Sohn - fand er nun heim - zu Gottes lebender Erde? Über der regenverhangenen Land– schaft stieg ein neuer Morgen herauf. Hans schwemmte die Sense nach der Frühmahd für die Rinder im Stall am rinnenden Brunnen ab. Er fühlte, daß der Vater hinter ihm stand. Der Bauer trat neben den Sohn. „Hans, wenn du jetzt noch Bauer sein magst, will ich qir heute noch das Gut übergeben!" In diesem Augenblick verstanden sich beide, der alte und der junge Bauer. Später karrte Hans aus einer Wiesen– mulde das abgeschwemmte Erdreich her– auf. Wenn er auf halbem Wege rastete und sich den Schweiß von der Stirne strich, grüßte das alte Haus herab wie eine gelassene, stolze Verheißung. Zwi– schen den locker dahintreibenden Wol– ken fiel ein erster Sonnenstrahl auf ihn. Da fühlte Hans, der junge Bauer, mit einem tiefen Aufatmen, daß er endlidi heimgekehrt war ...

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