Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1972

Von Franz Braumann Als Hans Hegner aus dem hohen Bu– chenwald trat, blieb er plötzlich wie festgebannt stehen. Ja, dort grüßte es wieder von der Höhe herab, das Haus seiner Jugend. Es erhob sich stolz wie eine Burg auf der flachen Schulter des Berghanges. Weiß blinkte das Gemäuer über dem hellen Frühlingsgrün des Wie– senangers; der steil aufgeschwungene, sonnenbraune Giebel ruhte gelassen auf den breiten Mauern auf. Hans Hegner fühlte eine bedrängende Unruhe in sich aufsteigen; da wandte er sich rasch ab und stieg weiter bergan. Er kehrte nach fast fünf Jahren aus der Fremde wieder in die Heimat zurück. Damals hatte er als Praktikant einer Fachschule das verlockende Arbeitsan~ 36 Fahrräder MOPEDS PUCH und KTM mechanische Reparaturwerkstätte STEYR Sierninger Straße 32 Telefon 3613 gebot einer großen Farmvereinigung in Amerika angenommen. In zehn Jahren - dachte er damals - werde ich so viel erspart haben, daß ich mir selber in der Heimat eine Existenz aufbauen kann! Aber ein Mißgeschick, ein schwerer Lastwagenunfall, an dem er nicht ganz unschuldig gewesen war, brachte ihn zuletzt um alle Früchte seiner Arbeit. Die Mutter hatte schon seit Jahren geschrieben: Komm heim, komm bald wieder heim! Nun hatten inszwischen auch die jüngsten Geschwister, Bruder und Schwester, aus dem Hause geheira– tet, und der Vater mußte den Hof mit fremden Arbeitskräften führen - da hatte sich Hans mit einiger Bitterkeit auf die Heimfahrt begeben. Er hatte den genauen Tag seiner Heimkehr nicht gemeldet - er wollte unauffällig heimkommen. Heute war es soweit! Hans wurde mit heller Freude emp– fangen, als er in das Haus trat. Die Hand des alten Bauern zitterte, als er seinen Sohn begrüßte. „Endlich bist du wieder da! Der ganze Hof wartet auf dich - auf eine starke und junge Hand!" sagte er. Die Augen der Mutter schimmerten voll Wasser. ,,Weil du nur wieder da– heim bist! Jetzt mußt du ganz dablei– ben!" Sie machte sich bald wieder in der Küche zu schaffen. Der alte Bauer stützte sich in seiner Ergriffenheit auf das Fen– sterbrett und blickte über das sonnen– dunstige Land hinaus. Doch sie waren allesamt nüchterne Bauersleute und es war nicht Brauch bei ihnen, sich lange der Rührung hinzu– geben. Der Vater drehte sich fast schroff herüber. ,,Komm, geh mit mir ein wenig über die Felder - bis die Mutter etwas zum Essen gerichtet hat!"

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2